TEST

Core i9-12900K und Core i5-12600K

Hybrid-Desktop-CPUs Alder Lake im Test - Fazit

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Kommen wir also zu einem Fazit und der großen Frage, ob das Performance-Hybrid-Design Alder Lake der große Wurf ist, den Intel so dringend benötigt, um wieder die Oberhand zu gewinnen? Dazu muss "die Oberhand gewinnen" zunächst einmal definiert werden. Ja, AMD ist zu einer echte Konkurrenz geworden und Intel kann längst nicht mehr schlafwandlerisch agieren. Die Ausführung im Hinblick auf die Entwicklung neuer Mikroarchitekturen muss ebenso reibungslos laufen, wie die Weiterentwicklung der Fertigung. Beide Punkte will Intel nun mit Alder Lake wieder auf die richtige Spur gebracht haben. Wirtschaftlich gesund war das Unternehmen auch in den Zeiten, in denen AMD drohte dem einstigen Chipgiganten den Rang abzulaufen – als man der Ryzen-Entwicklung über mehrere Generationen sozusagen chancenlos zusehen musste. Dazu ist Intel einfach zu groß und hat dank der eigenen Fertigung auch die Engpässe der vergangenen Monate gut umschiffen können.

Aber was hat Alder Lake nun zu bieten? Offensichtlich so einiges, denn die Benchmarks zeigen die Alder-Lake-Prozessoren durch die Bank mit einer abermals gestiegenen Single-Threaded-Leistung und dank der zusätzlichen Efficiency-Kerne schließen sie auch in der Multi-Threaded-Leistung mit AMD auf bzw. können den Konkurrenten erstmals seit Jahren auch wieder überholen. Die Zuteilung aller CPU-Ressourcen, also aller Performance- und Efficiency-Kerne scheint gut zu gelingen, sodass der Core i9-12900K den Multi-Threaded-Spitzenreiter Ryzen 9 5950X in vielen Bereichen schlägt. Gegenüber einem Core i9-10900K und 11900K sprechen wir von einer 60 bis 80 % höheren Leistung.

Ein Core i5-12600K überflügelt mit seinen 6+4-Kernen die eben erwähnten ehemaligen Spitzenmodelle von Intel und setzt sich vor einen Ryzen 7 5800X mit acht Zen-3-Kernen. Der Vorgänger Core i5-11600K wird um 60 % in der Multi-Threaded-Leistung überboten.

In den für viele wichtigen Gaming-Benchmarks stellen die Alder-Lake-Prozessoren ebenfalls neue Rekorde auf - dank der Golden-Cove-Architektur der Performance-Kerne. Schaltet man die Efficiency-Kerne ab, kann die Leistung sogar noch höher ausfallen, da die Ressourcen dann vollständig den schnellen Kernen zur Verfügung stehen. Intel ist und bleibt die erste Wahl, wenn es um das Gaming geht und er Core i9-12900K setzt dahingehend neue Maßstäbe. Aber auch hier darf man den Core i5-12600K nicht vergessen. Je nach Spiel liegt er gleich hinter den Spitzenmodell und damit vor der kompletten AMD-Konkurrenz.

Doch zumindest im Bereich der Multi-Threaded-Leistung muss Intel für diese Ergebnisse auch die Brechstange auspacken. Dies zeigt ein Blick auf die Leistungsaufnahme und Effizienz. 241 W für den Core i9-12900K sind nicht zu verachten, wenngleich Intel schon länger ein PL2 weit über der TDP der Prozessoren fährt. Doch diese Schere klafft inzwischen extrem weit auseinander und bisher sind die Prozessoren zumindest laut Spezifikation nach einiger Zeit vom höheren PL2 auf das niedrigere PL1 zurückgefallen. Dies ist bei Alder Lake nicht mehr der Fall. Stimmen die Versorgung über das Mainboard und die Kühlung, dann können sich diese Prozessoren das höhere PL2 dauerhaft genehmigen. Der Core i5-12600K wird dank einer Limitierung auf 150 W noch im Zaum gehalten, der Core i9-12900K aber gibt sich einmal mehr maßlos. 

Nun muss man dazu aber auch sagen, dass die Prozessoren in den wenigsten Fällen immer unter Dauerlast laufen, aber unser Test der Skalierung in der Leistung in Abhängigkeit zum Power-Limit hat gezeigt, dass Intel die Desktop-Versionen von Alder Lake weit über dem Sweet Spot der Energieeffizienz betreibt. Für die Notebook-Modelle wird und muss dies sicherlich anders aussehen. Die Effizienz der Efficiency-Kerne wird ansonsten ad absurdum geführt.

Die hohe Leistungsaufnahme des Core i9-12900K führt auch dazu, dass man sich bei der Kühlung einige Gedanken machen sollte. Unser be quiet! Dark Rock Pro 4 hatte schon so seine Probleme und erst eine gute AiO-Kühlung konnte die Kerne bei 80 bis 85 °C bei Laune halten.

Der Wechsel von DDR4 zu DDR5 ist aus technischer Sicht und mit etwas Weitsicht sicherlich der Richtige. Aktuell ist aber in Realworld-Anwendungen noch kein echter Vorteil zu erkennen – es sei denn, diese sind komplett auf die Speicherbandbreite ausgelegt. In Spielen ist hier und da ein kleines Leistungsplus festzustellen, aber nichts, was einen Wechsel auf DDR5 erzwingen müsste. Auf lange Zeit wird DDR5 ein deutlicher Zugewinn sein – sowohl was die Leistung, als auch die Kapazität betrifft.

PCI-Express 5.0 spielt aktuell noch keine Rolle und wird für Endkunden auch auf absehbare Zeit keinen echten Zugewinn bedeuten. Die Leistung der Grafikkarten wird durch PCIe 4.0 nicht limitiert. Ob DirectStorage mit PCIe 5.0 Vorteile bieten kann, wird sich noch zeigen müssen. Bei den SSDs sind solche mit PCIe 5.0 aktuell nur angekündigt und dürften erst bei den Servern zum Einsatz kommen. Die aktuell maximalen 7.000 MB/s für das Lesen und Schreiben über PCIe 4.0 sind für die meisten sicherlich ausreichend.

Die komplette Alder-Lake-Plattform ist im Hinblick auf das I/O-Angebot positiv zu bewerten. 16x PCI-Express 5.0, hinzu kommen noch vier PCIe-4.0-Lanes , um eine NVMe-SSD anzubinden, dazu eine schnellere Anbindung zwischen CPU und Chipsatz, der wiederum 12 PCIe-4.0- und 16 PCIe-3.0-Lanes zu bieten hat. Hinzu kommen noch 6x SATA-6GBit/s, 4x USB 3.2 Gen 2x2, 10x USB 3.2 Gen 2x1, 10x USB 3.2 Gen 1x1 und 16x USB 2.0 sowie Gigabit-Ethernet mit maximal 5 GBit/s und Wi-Fi 6E. An Anschlüssen und Schnittstellen hapert es bei Alder Lake also nicht.

Zum Plattform-Angebot bzw. dessen Beurteilung gehört aber auch, dass die Preise der gut ausgestatteten Z690-Mainboards noch einmal angezogen haben. Modelle für 500 Euro und mehr sind längst keine Seltenheit mehr. Die günstigsten DDR4-Mainboards starten bei etwa 200 Euro, mit DDR5-DIMMs geht es bei 250 Euro los. Aber das Mainboard ist nur ein Preistreiber, auch der DDR5-Speicher ist teuer. 2x 16 GB DDR4-3200 kosten ab 100 Euro, für 2x 16 GB DDR5-4800 muss mindestens das Doppelte bezahlt werden.

Stellt sich noch die Frage, wie sich Intel hinsichtlich des Preises aufstellt. Der Core i9-12900K wird ab 679 Euro geführt und nimmt es mit dem Ryzen 9 5950X auf, der aktuell 719 Euro kostet. Wer den Fokus auf das Gaming legt, für den liegt die Entscheidung somit auf der Hand. Da Intel nun auch bei der Multi-Threaded-Leistung auf Augenhöhe ist, müssen auch keine Kompromisse mehr eingegangen werden. Der Core i5-12600K kostet 319 Euro und nimmt es mit dem Ryzen 7 5800X auf, der aktuell ab 379 Euro zu haben ist. Auch hier positioniert Intel sein Modell also dort, wo es AMD aktuell besonders weh tut. Intel ist also in Preis und Leistung mehr als nur eine Alternative – man nimmt AMD die Vorteile, die dort vorhanden waren, fast vollständig weg und setzt sich wieder auf den Thron.

Der Core i9-12900K ist für Liebhaber und als Top-Modell derzeit die erste Wahl. Spielen Preis und die Leistungsaufnahme keine Rolle, kauft man mit diesem Modell den aktuell schnellsten Desktop-Prozessor. In vielerlei Hinsicht vernünftiger aber ist der Core i5-12600K – Preis, Leistungsaufnahme und dennoch eine gute Multi-Threaded- und Gaming-Leistung sind die Stärken dieses Mittelklasse-Modells. Den Core i7-12700K werden wir uns hoffentlich in den kommenden Tagen anschauen können. Als nächstes können wir nun auf den Konter seitens AMD warten. Die Ryzen-Prozessoren mit 3D V-Cache sollen im ersten Quartal 2022 erscheinen und eine neue Runde im Kampf um den besten Desktop-Prozessoren einläuten. Der Konkurrenzkampf zwischen AMD und Intel kann für den Endkunden nur gut sein.

Positive Aspekte der Alder-Lake-Prozessoren:

  • hohe Single- und Multi-Threaded-Leistung
  • hohe Gaming-Leistung
  • mit DDR5 und PCIe 5.0 zukunftssicher
  • Core i9-12900K als aktuell schnellster Desktop-Prozessor
  • Core i5-12600K als neue Mittelklasse-Empfehlung

Negative Aspekte der Alder-Lake-Prozessoren:

  • hohe Leistungsaufnahme des Core i9-12900K
  • teilweise hoher Preis für Z690-Mainboards und DDR5-Speicher