Gleich zu Beginn sei gesagt: Es hätte den 105-W-Modus für den Ryzen 5 9600X und Ryzen 7 9700X schlichtweg nicht gebraucht. Mehr Optionen zu haben, ist sicherlich kein schlechter Weg, dass die 105 W die beiden Prozessoren aber zu besseren Modellen gemacht hätten, können wir verneinen. AMD hat mit einer TDP von 65 W bzw. einem Max Socket Power (PPT) von 88 W den richtigen Weg eingeschlagen.
Am besten wird die schlechtere Effizienz aber in den folgenden beiden Diagrammen verdeutlicht, die wir uns für das Fazit aufgehoben haben:
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Beide Prozessoren gehörten für das Verhältnis aus Multi-Threaded-Performance pro Watt zu den besten Modellen und werden durch den 105-W-Modus deutlich nach hinten versetzt. Für eine Multi-Threaded-Volllast trifft es den Ryzen 5 9600X am härtesten. In Spielen zeigt sich ein ähnliches Bild, wenngleich hier der Ryzen 7 9700X durch den Betrieb bei 105 W seine gute Position einbüßt und sogar noch hinter die Raptor-Lake-Prozessoren von Intel zurückfällt.
Wir können nur noch einmal betonen: Über die Overdrive-Einstellungen bzw. konfigurierbare Power-Limits war es bereits möglich, die Prozessoren über den Spezifikationen von TDP, PPT, EDC und TDC zu betreiben. Eine Aktivierung von Precision Boost Overdrive verhalf dem Ryzen 7 9700X in den initialen Tests zum Start bereits zu einem deutlichen Leistungsplus.
Das, was die Mainboard-Hersteller und AMD nun mit dem 105-W-Modus liefern, ist schlichtweg unnötig und verhilft beiden Prozessoren zu keinen größeren Vorteilen gegenüber den 65 W. Ganz im Gegenteil: Sie werden in einen ineffizienten Betriebsbereich geschoben, der ihnen eigentlich nicht gerecht wird.
Wer eine höhere Multi-Threaded-Leistung benötigt, der sollte besser zum Ryzen 9 9900X oder gar Ryzen 9 9950X greifen und bekommt hier mit 12 bzw. 16 Kernen deutlich mehr geboten. Hier stimmt dann auch das Verhältnis aus Leistung pro Watt und mit etwas manuellem Tuning kann dieses sogar noch weiter optimiert werden.
In Spielen lohnt sich der Einsatz des 105-W-Modus ebenfalls nicht. Zwar steigen die FPS im CPU-Limit, damit einher geht aber auch eine höhere Leistungsaufnahme und hinzu kommt, dass in der Praxis eher am GPU-Limit gearbeitet wird. Dann verpufft der Leistungsvorteil durch das höhere Power-Limit komplett.
AMD hat seine bisher kleinsten Modelle für bis zu 105 W spezifiziert, sich vor Start aber dazu entschieden sie mit einer TDP von 65 W auf den Markt zu bringen und dies war auch eine gute Entscheidung. Nachträglich nun will man das Potential der Prozessoren nun doch noch offensiver zugänglich machen, ohne den Nutzer durch einen Verlust der Garantie abzuschrecken. Eben dazu dient nun der 105-W-Modus, bei dem man aber sehr genau überlegen sollte, ob sich eine Aktivierung auch wirklich lohnt.
Warum nicht gleich so?
Grundsätzlich gilt: Mit der AGESA 1.2.0.2 versetzt AMD die aktuelle AM5-Plattform zusammen mit den Ryzen-9000-Prozessoren in einen Zustand, den sie zum Start der Zen-5-Modell hätte haben sollen. Aspekte wie das höhere Overclocking-Potential für DDR5 mit bis zu 8.000 MT/s und mehr konnten wir uns zwar noch nicht selbst anschauen, die Tests der aktuellen AGESA-Version im Netz zeigen aber, dass AMD auch hier nachgebessert hat. Zusammen mit den AMD-spezifischen Optimierungen von Windows 11 hätte es ein fast perfekter Start werden können, wenn man nicht mit Brechstange versucht hätte, diesen schon im August über die Bühne zu bekommen.
Wir hoffen AMD lernt aus seinen Fehlern und macht es beim nächsten Mal besser!