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Kaum einem Titel wurde in diesem Jahr so entgegengefiebert wie S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl. Die Erwartungen, 15 Jahre nach dem letzten S.T.A.L.K.E.R.-Teil, waren dementsprechend hoch, die ersten Testergebnisse hingegen ernüchternd. Grund genug, dass wir selbst mal einen Abstecher in die Zone gewagt haben und uns davon überzeugen wollten, was die Welt von S.T.A.L.K.E.R. 2 so zu bieten hat.
S.T.A.L.K.E.R. 2 ist ein waschechtes S.T.A.L.K.E.R., so viel kann man wohl bedenkenlos vorwegnehmen. Veteranen der Spielserie wissen, was das bedeutet: Begeisterung und Atmosphäre gehören genauso dazu, wie Frust und Verzweiflung.
S.T.A.L.K.E.R. 2 macht es Anfängern zudem nicht leicht. Nachdem wir in einem kurzen Video gesehen haben, wie eine Emission die Wohnung des Protagonisten zerstört, folgt bereits die stereotypische LKW-Fahrt in die Zone. Die Anspielungen und Parallelen zur Serie sind bereits ab der ersten Sekunde nicht zu übersehen. Dem Konzept treu bleibend, erfahren wir über die Spielfigur erst einmal kaum viel mehr als ihren Namen, Skif.
Unmittelbar nach der Cutscene wirft das Spiel den Spieler direkt ins Geschehen und bringt ihm die grundlegenden Mechaniken des Spiels in einem kleinen Tutorial näher. Leider versäumt es S.T.A.L.K.E.R. 2 an dieser Stelle bereits, einfache Story-Basics zu vermitteln. Was ist eine Emission, was ein Artefakt, was überhaupt die Zone? Jede Information wird als bekannt vorausgesetzt. Ein einleitendes Video, welches die Vorgeschichte zumindest anreißt, fehlt gänzlich. Dabei ist das ein Luxus, den sich die alten Spiele noch leisteten. Zudem liegt zwischen den Spielen derweil mehr als eine Dekade. Inzwischen ist eine neue Generation an Spielern herangewachsen, die die alten S.T.A.L.K.E.R.-Spiele teils nur aus Erzählungen kennen. Nötig ist eine erklärende Einleitung nicht für das Spielkonzept, GSC hätte sich aber wohl keinen Zacken aus der Krone gebrochen, mit einer kleinen erklärenden Einführung.
Und schon das Tutorial stellt klar, dass auf Anfänger eine steile Lernkurve zukommt. Nicht nur, dass dem Spiel der Tradition folgend, eine recht hohe Schwierigkeit innewohnt, nein, bereits in den ersten Minuten wird der Spieler mit einem Blutsauger und einem Poltergeist konfrontiert, also teilweise unsichtbaren Gegnern, die schnell und tückisch zuschlagen. Bereits an dieser frühen Stelle sind S.T.A.L.K.E.R.-Veteranen klar im Vorteil: Nicht nur kennen sie die Monster und ihre Verhaltensweisen, auch das Level-Design und die Locations sind vielfach identisch zu den Vorgängern. Allein der Wissenschaftsbunker und der Schleppkahn dürften Veteranen noch aus Call of Pripyat bekannt sein.
Aber was ist S.T.A.L.K.E.R. 2 nun? Wie seine Vorgänger ist es kein rasanter Ego-Shooter. Das Erforschen der entrückten Spielwelt mit immer wiederkehrenden Horrorelementen steht im Vordergrund. Und obwohl es zwar kein schnelles Spiel ist, dominieren Stealth- und taktische Elemente das Spiel auch nicht. Es ist ein Hybrid aus all diesen Eigenschaften, die die unverkennbare S.T.A.L.K.E.R.-Atmosphäre begleiten.
Diese bekannte Atmosphäre durchdringt das ganze Spiel. Daher werden sich Kenner der Serie auch ab der ersten Sekunde zurechtfinden. Inventarmenü, PDA, Waffen, Gegenstände, Level-Design, Gegner – es ist alles fast gleich geblieben. Diese Kontinuität ist dabei für S.T.A.L.K.E.R. 2 Stärke und Schwäche zugleich.
Performance und Bugs
Ebenfalls zur Tradition gehören eine ganze Reihe an Bugs und Performance-Problemen. Auch an diesen mangelt es in S.T.A.L.K.E.R. 2 nicht, wobei sich beides zumindest in den frühen Phasen im Spiel noch in Grenzen hält. Gespielt wurde das Spiel übrigens auf einem Arch Linux mit der aktuellen Proton-Version 9.0-3, was ab der ersten Sekunde möglich war und in über 35 Stunden Spielzeit keinen einzigen Absturz produzierte.
Die Hardwarebasis bildeten ein Ryzen 7 5800X3D mit einer Radeon RX 6900 XT auf einem 32-Zoll-WQHD-Monitor. Zusammen mit einem optional auswählbaren Upscaler und FSR 3 Frame Generation produziert das Spiel mit durchweg hohen grafischen Einstellungen meist zwischen 100 und 130 FPS. Nennenswerte FPS-Ausreißer konnten nicht beobachtet werden, allerdings nimmt die Performance kontinuierlich ab, je weiter man in die Zone vordringt. An dieser Stelle wird GSC wohl noch nachbessern müssen.
Dazu gesellten sich eine Vielzahl an Bugs im Test, die man so auch bereits aus früheren Spielen kennt: Objekte oder NPCs, die schweben, in Objekten stecken bleiben, durch die Welt fallen oder Waffen, die ohne jedes Geräusch feuern – die Liste an Problemchen ist lang. Dazu kamen auch Tonprobleme bei questbedingten Anrufen. So kam es öfter vor, dass der Anruf den Ton mitten im Satz änderte, von einem typischen kratzigen Anruf hin zu einem Gespräch, als ob die Person direkt neben einem steht, und wieder zurück. Einige Bugs beschädigen auch den Spielablauf direkt, sodass Quests nicht richtig beendet oder angenommen werden können, was sehr ärgerlich ist. Alles in allem sind das aber Fehler, die im Laufe der Zeit verschwinden werden. Der holprige Start gehört bei S.T.A.L.K.E.R. gewissermaßen auch zum guten Ton, und wie ein Wein muss das Spiel erst einige Zeit reifen, bevor es wirklich ungestört genießbar ist.