Ich wünschte, den Marines im zweiten Film hätte jemand diese Warnung mit auf den Weg gegeben: »Wenn ein Alien auf dich zuhechtet, all seine Kiefer auf deine Stirn gerichtet, halte einfach deine Waffe kurz hoch. Damit blockst du das blöde Vieh problemlos ab und kannst es danach mit ein paar Schuss abknallen!« - zugegeben, das hätte den Film wohl etwas weniger dramatisch gemacht, aber es scheint die Realität zu sein. Jedenfalls die Realität, die uns AvP aufzuschwatzen versucht, wenn man als Marine oder Predator spielt. Dass die Glibberviecher bei weitem nicht so zahnlos sind, bekommt man spätestens mit, wenn man selbst als eines über Wände und Decken saust und seine Feinde blitzartig aus der Distanz massakriert - famos! Jede einzelne Kampagne hat ihre Stärken und Schwächen, aber nur bei den Xenomorph-Abschnitten merkt man schnell, dass die Entwickler echte Probleme hatten, einem blöden Säureblüter eine brauchbare Story auf den Schleim zu zimmern - das endet in bescheuerten Ideen wie Schaltern, die man zum Aktivieren kaputtbeißen muss. Sei’s drum, die anderen haben auch ihre Macken: Marines sind ihrer militärischen Ausbildung zum Trotz unfähig in Deckung zu gehen oder über Kimme und Korn zu zielen, der Predator darf nur an wahllos ausgewählten Punkten zum mächtigen Sprung ansetzen. Und doch haben alle ihren Reiz, eben weil sich die Kreaturen so schön unterschiedlich spielen: Als Marine ist man auf Gedeih und Verderb der Gänsehaut erregenden Mischung aus mickriger Taschenlampe, bedrohlich piependem Bewegungsmelder sowie kurzlebigen Fackeln ausgeliefert. Als Predator ist man meist getarnt unterwegs, springt über potenzielle Beute hinweg und erledigt sie entweder aus der Distanz oder fällt ihr brutal in den Rücken. Und das Spielen des Alien ist eine wilde Karussellfahrt, bei dem es kein Oben und Unten gibt, sondern nur Wege zum Opfer. Diese Abwechslung wird leider durch oftmals ideenloses Leveldesign sowie Wiederkäuen bereits bekannter Abschnitte unnötig entwertet. Auch die Freude über den an sich großartigen Mehrspielermodus (mein Favorit: die herrlich panische Predator-Jagd) wird durch triviale Dinge gedämpft: Das automatische Matchmaking ist nicht nur elend langsam, sondern auch unzuverlässig, und es gibt geradezu unverschämt wenigen Karten. Nach Katastrophen wie Shellshock 2 ist AvP für Rebellion-Verhältnisse fast ein brillantes Spiel - aber dennoch bleibt der Eindruck, dass daraus noch weitaus mehr hätte werden können.