Sagt mal ist das als gut an zu sehen?
Ich muss mal paar Dinge zu dem Thema Spannung loswerden...
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, wieso diese Voltage-Frage (innerhalb der offiziellen Specs) immer wieder kommt und noch viel weniger verstehe ich, wie einige User
nur anhand von Takt und Spannung schon alles Mögliche wieder reininterpretieren oder herauslesen können. Bitte nicht falsch verstehen. Das bezieht sich jetzt gar nicht so sehr auf Holzi's Frage oder den geposteten Antworten (weder auf ApolloX, noch Dwayne), nur sieht man das in anderen Threads oder in der Vergangenheit immer wieder mal. Dann kommen so Fragen wie: ".
..ist die Spannung normal oder zu hoch?" oder "
...mir erscheint das bisschen viel? Wie seht ihr das?" Und andere antworten dann auch noch "
ja, sieht zu hoch aus" usw. Obwohl eine Vielzahl von entscheidenden Informationen schlichtweg fehlt, um überhaupt eine Grundlage für eine begründete Aussage oder Entscheidung zu treffen.
Um sich überhaupt ein Urteil erlauben zu können, müssen mal mindestens folgende Angaben bekannt sein:
- - Welches Mainboard + BIOS- und AGESA-Version
- - Welches Setting (Default, Manual, PBO, Auto-OC/ -Profile, Mischform von allen genannten)
- - Weitere Voltage-beeinflussende Settings (LLC, PSU idle Control, Windows Energieoptionen)
- - Temperatur der CPU beim genannten/ gefragten Wert
- - Package Power der CPU beim genannten/ gefragten Wert
- - Voltage-Readpoint, Core VID & CPU-Güte
- - optional Kühlart (Luft, AIO, Custom-Loop) mit Wärmeleitmittel (WLP/ LM)
- - optional Kühlleistung während des genannten/ gefragten Wert
1. Selbst innerhalb der Modellreihe eines Herstellers können die Differenzen in der Spannung (bereits im Default) deutlich variieren. Ein Einsteiger-Board wird ein wesentlich abgespeckteres VRM haben als ein High-End Board inkl. Voltage-Controller, Powerstages, Filterung usw. Entsprechend können aufgrund der unterschiedlichen Ausbaustufen und Qualität des VRMs dann Takt-, Boost- und Spannungsverhalten völlig anders sein. Selbiges gilt auch für die BIOS-/ AGESA-Version. So ist es nicht unüblich, dass zwischen BIOS-Versionen sich gerne mal die genannten Werte ändern.
2. Dank den unzähligen Einstellungsmöglichkeiten im BIOS und Hersteller-Tools, gibt es eine ganze Reihe an Stellschrauben, mit den man Boost-, Takt- und Spannungsverhalten beeinflussen kann. Schon interessant wie manche hier Voltage-Werte beurteilen wollen, ohne mal ansatzweise die Hälfte der Einstellungen zu kennen.
3. Ebenso reihen sich auch diese Settings in dieselbe Kategorie ein wie der angesprochene Punkt 2.
4. Auch ein Punkt, der gerne mal in irgendwelchen Bewertungen keine Beachtung findet. Eine höhere Temperatur erhöht den Innenwiderstand der CPU bzw. der internen Verschaltung. Das führt dazu, dass die CPU eine höhere Spannung benötigt, um die geforderte Leistung zu halten. Deswegen (nicht nur) läuft eine kühle CPU in der Regel mit weniger Spannung, außer man hat irgendwelche statischen Vcore-Werte eingestellt oder sowas. Deshalb muss man die Spannung immer im Verhältnis zu der Temperatur sehen. Die Spannung erhöht sich mit Temperatur und Last (PBO Boost Verhalten jetzt mal außen vor gelassen). 4.75 Ghz als Beispiel brauchen eine ganz andere Spannung bei 30°C als bei 80°C.
5. Die Package-Power der CPU wird auch gerne mal völlig unbeachtet gelassen, obwohl es der wichtigste Einflussfaktor für die Temperaturen ist (
genauere Erklärung). Ebenso aber auch für die Spannung eine wichtige Rolle spielt. Ein oft falsch interpretiertes Beispiel ist das Boost- und Voltageverhalten mit einem PBO- oder zum Teil auch Default-Setting. Häufig sehen die Leute dann Spannungswerte bis 1,500v (manchmal auch nen Tick höher) und machen sich die größten Sorgen, dass irgendwas falsch eingestellt ist. Die Kommentare, die dann teilweise dazu kommen, spare ich mir jetzt an der Stelle mal.
Bis 1,500v ist die offizielle Spezifikation von AMD für Ryzen CPUs (siehe Grafik: AMD Ryzen Voltage) und das kann je nach Mainboard und Setting (Punkt 1-3) auch ohne PBO völlig normal sein. Geil ist auch, dass einige Leute die höchsten Boostraten (oberhalb von 5.0 Ghz) von ihrer CPU erwarten, sich dann aber wundern, dass die CPU sich ~1,5v genehmigt. Wenn ein Kern über 5,0 Ghz boostet, brauch er einfach eine gewisse (hohe) Spannung, um stabil zu laufen. Auch dieser Punkt wurde offiziell von AMD so kommuniziert (siehe Grafik: AMD Ryzen Voltage + Voltage 2) und war gefühlt die letzten 10 Jahre bei den CPUs (Intel & AMD) nicht anders. Mehr Leistung, erfordert eine höhere Spannung.
6. Häufig wird über Spannung gesprochen, nur nicht immer gleiche gemeint. Meint man jetzt (in Holzi's Beispiel) mit 1,35V die Core VID? Oder doch Vcore und wenn ja, von welchem Voltage-Readpoint reden wir hier überhaupt? Das, was der Voltage-Controller ausliest (je nach Board, gibt's da mehrere Stellen) oder das, was vom VRM zur CPU rausgeht oder das, was tatsächlich an der CPU anliegt/ ankommt? Auch in diesem Beispiel ist der Interpretationsspielraum nicht gerade klein. Kurz zur Erläuterung wie man das ganze differenzieren kann: Die Core VID (Voltage IDentification) ist ein fest einprogrammierter Wert in der CPU und der geforderte Wert --> an das Mainboard. Wie im Punkt 4 und 5 angesprochen variiert dieser Wert mit Last, Temperatur und Setting. Auch die Chip-Güte spielt hierbei eine Rolle. Besser "gebinnte" CPUs brauchen in der Regel etwas weniger Strom = geringere VID*. Der geforderte Voltage-Wert wird an's Mainboard übergeben und der Voltage-Controller in Zusammenarbeit mit den Powerstages (MOSFETs + Induktor + Filterung) liefert den geforderten Strom. Also kurz gesagt, die Core VID fordert, das VRM liefert. Innerhalb dieser Strecke gibt es mehrere Voltage-Readpoints, da beispielsweise zwischen VRM und CPU eine Distanz überwunden werden muss, die mit Verlustleistung einhergeht. Deswegen ist der eingestellte Vcore nicht gleich dem Vcore, der an der CPU anliegt. Je nach Mainboard und Qualität des VRMs fällt die Differenz mal mehr, mal weniger stark aus.
* Eine Aussage zur Chip-Güte ist ähnlich komplex wie eine Aussage zur Spannung, da Core-VID sich von außen durch viele Faktoren beeinflussen lässt. Ist noch mal ein eigenes Thema für sich. Genauso wie die ganze Spannungsgeschichte für OC.
7. & 8. Sind nur als optionale Ergänzungen zu sehen, da diese noch mal zusätzlich die Temperaturen und somit die Spannung beeinflussen.
Joa, das sind jetzt mal ein paar Punkte, weswegen man irgendwelche Voltage-Fragen nicht einfach pauschal mit zwei Sätzen beantworten kann. Im besten Fall kann man höchstens eine gutgemeinte Schätzung abgeben, mehr aber auch nicht.
Ergänzende Grafiken:
Kann man das so laufen lassen?
Ich würde statische Werte immer mit Spielen und Benchmarks verifizieren. Verbrauch, Temps und Takt können durchaus besser ausfallen, aber die Leistung leidet trotzdem drunter, weil die CPU ineffizient arbeitet. Mach 2-3 CB Runs mit Stock-Setting, dann mit PBO und dann mit statisch eingestellten Vcore. In meinem Testing mit dem 5800X und statischen Vcore-Werten bin ich schön ins Clock-Stretching gelaufen.
Für allcore schon nicht wenig Spannung...
Wie gesagt, einige Beispiele habe ich oben genannt, weswegen ich mich mit solchen Äußerungen mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen würde. Wenn du beispielsweise (wie du selbst gesagt hast) dir dein "CW-5200" auf die CPU schnallst, ist dein Spannungsbereich fernab jeder Vergleichbarkeit. Von Package-Power, Mainboard-Settings usw. haben wir noch nicht mal gesprochen.
Ich kann dir auch 1,100v für'n Allcore-Takt einstellen (die paar Minuten überlebt die CPU wohl bis sie kotzt). Dann wäre es deiner Aussage nach höchstwahrscheinlich ein Golden Sample, weil du 1.344v als "schon nicht wenig" einstufst. Wenn ich so ein Setting einstelle, wird die Leistung zwar besch***en sein, aber für'n Screenshot, um andere zu beeindrucken, sollte es dennoch reichen. Dann kommen wieder an den Punkt der Leistungsbewertung und da habe ich auch schon einen
halben Roman zu geschrieben. Daher bin ich von irgendwelchen Vergleichen von meinem System auf andere immer etwas zurückhaltender. Ich sehe eher das Problem mit Holzi's Setting. Wenn die Leistung am Ende wegen ein paar Grad leidet, lohnt sich's auch nicht.
an die Experten, z.B. @Induktor - passt das Auftragen der WLP hier?
Also grundsätzlich sieht's auf den ersten Blick gut, würde ich sagen. Ich sehe auch immer zu, dass ich den gesamten IHS mit WLP bedeckt habe, um den größtmöglichen Kontakt zu gewährleisten. So wie es aussieht wurde nicht zu wenig, auch nicht wirklich zu viel aufgetragen, wobei sich das so oder so rausdrückt. Sieht bei mir nicht so viel anders aus.
Über den optischen Abdruck kann mMn nur spekulieren, weil es stark davon abhängt, wie du den Kühler vom IHS entfernst, ob du ihn ggfs. vorher drehst, wackelst, gerade oder seitlich abziehst etc. Und es hängt davon ab wie der Zustand der WLP ist. Alt oder neu, zäh oder flüssig usw.