:Zitat:
"POM kleben
Wie alle Kunststoffe mit einer wachsartigen Oberfläche sowie guter Chemikalienbeständigkeit lässt sich POM mit seiner unpolaren Oberfläche, der niedrigen Oberflächenenergie und der damit verbundenen schlechten Benetzbarkeit ohne spezielle Vorbehandlung kaum sicher kleben. Eine langzeitstabile Verklebung mit Metall, Glas, Kunststoffen und Keramik mit einer hohen Haftfestigkeit stellen demzufolge besondere Herausforderungen an die Fertigungsindustrie. Hier müssen in der Regel gezielte Vorbehandlungsverfahren eingesetzt werden, um die Oberflächenenergie zu erhöhen (Corona, Niederdruckplasma, Beflammen, Ätzen mit einem Primer oder konzentrierte Phosphorsäure). So bewirkt die Oberflächenmodifizierung durch eine Plasmavorbehandlung in Verbindung mit einer Feinstreinigung ein deutlich besseres Adhäsionsvermögen und eine höhere Klebfestigkeit – auch bei umlaufenden Klebeflächen.
Profitipp zur Oberflächenvorbehandlung von POM: Mittels sauerstoffübersättigtem Beflammen (Bunsenbrenner) lässt sich eine Oxidation der Oberfläche erzielen. Die Flamme hierzu in knappem Abstand zügig über die Oberfläche führen. Vorsicht! Bei Temperaturen über 220 °C zersetzt sich das POM. Erkennbar ist dies am reizenden Geruch. Wenn die Klebungen besonders haltbar sein müssen, sollten die Klebeflächen rund zehn 10 Sekunden mit 85-prozentiger Phosphorsäure bei circa 50 °C gebeizt werden. Direkt im Anschluss daran mit destilliertem Wasser abspülen. Die so gebeizte Oberfläche lässt sich dann beispielsweise mit einem 2-K-Klebstoff gut kleben.
Zur Verklebung von POM mit POM oder mit anderen Werkstoffen (zum Beispiel GFK, CFK bzw. verstärkte Kunststoffe, PE, PP, lackierte Materialien, Metalle, Holz) existieren eine Reihe handelsgängiger Spezialklebstoffe. Solche Produkte basieren meist auf der 2-Komponeneten-Technologie sowie lösemittelhaltigen Kontaktsystemen. Sog. Hotmelts (heißschmelzende Klebstoffe) vervollständigen das Sortiment. Der Umfang der Klebefläche, evtl. erforderliche Anfangsfestigkeit, Beständigkeiten gegen Wärme, Wasser, usw. spielen bei der Klebstoffauswahl eine gewichtige Rolle.
POM gegen andere Materialien und bevorzugt große Flächen, die über einige Quadratzentimeter hinausgehen, lassen sich gut kleben mittels 2-Komponenten-Klebstoff auf Basis von modifiziertem Epoxidharz oder auch modifiziertem Polyurethan-Klebstoff. Die Vorbehandlung ist allerdings schwierig: Klebeflächen zunächst trocknen, ein wenig anrauen, dann mittels Aceton entstauben sowie ablüften lassen. Anschließend Haftgrundaktivierung durch Beizen mit Phosphorsäure oder mittels Primerlösung.
Scotch-Weld DP 490 von 3M ist beispielsweise ein solcher zähelastischer, schwarzer Zweikomponenten-Konstruktionsklebstoff auf Epoxidharz-Basis, der bei Raumtemperatur aushärtet. Eine einfache und schnelle Verarbeitung, hohe Endfestigkeiten, erhöhte Warmfestigkeit und gutes Alterungsverhalten kennzeichnen das Produkt. Der Klebstoff klebt POM nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit Kunststoffen wie PVC-hart, ABS, PMMA, PC, u.a. Faserverbundwerkstoffen wie CFK, GFK, SMC und Metallen.
Ohne spezielle Oberflächenvorbehandlung speziell für das Kleben von an sich schlecht klebbaren Kunststoffen wie POM, PE, PP usw. wurden zähelastische 2-Komponenten-Acrylat-Strukturklebstoffe wie der 3M Scotch-Weld DP 8005 mit kurzer Verarbeitungszeit entwickelt. Die Produktvariante Scotch-Weld DP 8010 besitzt eine deutlich längere Verarbeitungszeit.
Auch mit Sekundenkleber (Cyanacrylat) lässt sich POM gegen andere Materialien gut kleben. Diese sind aufgrund der schnellen Aushärtung bevorzugt bis zu bei einer Fügeflächengröße von einigen Quadratzentimetern geeignet. Zur Haftverbesserung empfiehlt es sich, die Oberflächen anzurauen und die Klebeflächen mit Aceton zu entfetten und zu reinigen. Anschließend kurz trocknen sowie ablüften lassen. Ggfs. auch einen Primer verwenden.
Um POM mit POM zu kleben eignet sich auch Hexafluoraceton (HFA) als Lösemittelklebstoff. Auch hier sind die Klebeflächen vorher gründlich zu reinigen, zu trocknen und abzulüften. Anschließend einmal beide Kontaktflächen mit Klebstoff einstreichen. Achtung: Das Lösemittel HFA reizt die Atemwege und ist giftig."