Nein eine dekorative Glanzchromschicht wie sie im Wakü-Bereich ausschließlich verwendet wird (bei den wenigen Anbietern die lobenswerter Weise verchromen statt nur billig zu vernickeln) besteht nahezu ausschließlich aus Chrom und enthält allenfalls Spuren von Fremdelementen die durch durch Glanzbildner etc. eingebaut werden. Lediglich Wasserstoff kommt in Form von Hydraten immer vor. Da ich mich beruflich einige Zeit lang sehr intensiv mit Chromschichten (und auch Nickelschichten) auseinander gesetzt habe und diese dabei recht gründlich mittels Röntgendiffraktion, GDOES und unter dem Rasterelektronenmikroskop untersucht habe, kann ich recht sicher sagen, was in Chromschichten vorkommt bzw. was nicht und wie ihre Mikrostruktur aussieht. Bei Beschichtungsfehlern kann zwar auch eine Chromschicht verhunzt werden, aber das würde sich normalerweise nicht in einem Korrosionsszenario wie dem gezeigten äußern. Chrom ist im Vergleich zu Nickel und bei ähnlicher Schichtstärke die hochwertigere Korrosionschutzbeschichtung. Lediglich wenn bei der Beschichtung extrem unverantwortlich geschlampert würde, und die Bauteile nach der Beschichtung nicht von Chromsäure-Rückständen befreit würden, wäre ein Szenario denkbar, indem zwar nicht von der Schicht selbst, aber von deren Produktionsrückstännde eine Gefahr ausgehen würde. In dem Fall aber vor allem für den User der die Teile verwendet hat, denn dann sollte er besser gleich mal zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen. Ein übleres Karzinogen als Chrom VI-Verbindungen ist kaum aufzutreiben...
Ob selbst durch so etwas aber die gezeigten Schäden verursacht werden könnten halte ich für äußerst unwahrscheinlich, denn dafür wäre mit Sicherheit nicht nur etwas eingetrocktnete Chromsäure nötig.
In Nickelschichten kommt hingegen oft ein gewisser Anteil Phosphor und auch andere Elemente vor (je nach Beschichtungsverfahren). Besonders galvanisch abgeschiedene Nickelschichten können auch recht leicht Beschichtungsfehler aufweisen, die der Korrosion Tür und Tor öffnen, wenn beim Vernickler bestimmte Verunreinigungen in die Bäder gelangen (siehe z.B. die EKWB-Probleme damals). Leider habe ich heute nicht mehr die Gelegenheit, mal eben einen BP-Anschluss o. Ä. in ähnlicher Weise wie damals zu analysieren, aber dass das keine Nickelschicht ist, kann man mit freiem Auge erkennen, wenn man den Farbunterschied zwischen Chrom und Nickel kennt. Offenbar weiß BP selbst nicht mit was sie beschichten lassen, oder die Angabe bezieht sich auf ein Produkt, das anders als die üblichen BP-Teile beschichtet wurde. Die etwas älteren BP-Winkel die ich hier liegen habe sind jedenfalls verchromt. Das ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil gegenüber vernickelten Teilen, denn auch der Verschleißschutz ist bei Chrom aufgrund der größeren Härte besser.
In jedem Fall kann ich mir kein Szenario vorstellen, in dem eine saubere Chromschicht (wie günstig sie auch sein mag) selbst Auslöser für die gezeigten Schäden sein kann - schon gar nicht was den Schaden am POM angeht, denn das hat definitiv nichts mit elektrochemischer Korrosion zu tun. Die Farbe der Korrosionsrückstände an dem GPU-Kühler deutet jedenfalls auf erhebliche Kupferkorrosion hin. Die kann jedoch Folge als auch Ursache sein - lässt sich ohne genaue Schadensanalyse nicht sagen. Meiner Meinung nach ist die Ursache aber mit höchster Wahrscheinlichkeit wo anders zu suchen und ich bin recht sicher, dass da nicht ausschließlich destilliertes Wasser verwendet wurde. Vielleicht hat der User das geglaubt, aber den Behälter verwechselt, oder das Wasser wurde durch Rückstände irgendwelcher unvollständigen Putzaktionen in Mitleidenschaft gezogen. Aber durch eine Chromschicht in Kontakt mit destilliertem Wasser, noch dazu durch das POM-Gewinde vom galvanischen direkt-Kontakt mit anderen Metallen isoliert, bilden sich keine aggressiven Medien die sogar POM angreifen. Vielleicht war der Anschluss mit irgendetwas anderem beschichtet, aber sicher nicht mit Chrom, wenn tatsächlich die Beschichtung ursächlich gewesen sein soll. Ansonsten wäre wie gesagt nur das oben geschilderte Szenario mit den ungereinigten Chromteilen denkbar, aber zum Einen wäre das gezeigte Ausmaß dann äußerst erstaunlich und zum Anderen, würde da mit großer Sicherheit ein richtiger Umweltskandal dahinter stecken. Nicht auszuschließen, dass es in Fernost noch Galvaniken gibt in denen so sorglos mit derartig krassen (Umwelt)Giften gearbeitet wird, aber es würde mich sehr erstaunen wenn so etwas unbemerkt in westliche Märkte gelangt. In dem Fall müsste man auch eindringlich davor warnen Produkte dieses Anschlussherstellers mit bloßen Händen anzufassen, denn das wäre eine Gesundheitsgefahr erster Güte. Wenn dem so wäre müssten eigentlich irgendwo Köpfe rollen.
Das angefressene POM ist jedenfalls ein sicheres Zeichen, dass der Schaden durch das Kühlmedium verursacht wurde. Was zu dessen Veränderung geführt hat ist eine andere Frage, aber eine normale Chromschicht in destilliertem Wasser führt jedenfalls nicht dazu - selbst wenn sie günstig, jedoch wenigstens mit etwas gesundem Menschenverstand hergestellt wurde. Ob aber selbst bei einer ungereinigten Schicht die Rückstände, unabhängig vom Gesundheitsaspket, für so ein derart heftiges Korrosionsszenario reichen würden, wage ich stark zu bezweifeln.