@ALC XPX Kühler-Test: Bin überrascht, dass sich der grauenhafte optische Eindruck zwar wie erwartet nach innen fortsetzt, aber die reine Kühltechnik doch recht durchdacht ist. Die Düsenplatte und die fein geschlitzte Bodenstruktur sind zwar nichts Neues, aber die Optimierungen könnten imho durchaus zu leicht verbesserter Kühlleistung gegenüber strömungstechnisch weniger ausgefeilten Ansätzen führen. Die Verjüngung unter dem mittigen Einlass in die Vorkammer wirkt druckmäßig ausgleichend, wenn sie sinnvoll dimensioniert ist. So würde der Volumenstrom dann in der Tat noch gleichmäßiger auf die Mikrokanäle der Bodenplatte verteilt, in denen der Wärmeübergang so, auf die Fläche gesehen, gleichmäßiger vonstatten geht. Das kann u. U. schon was bringen. Die Rampe und der Krümmer zum mittigen Einlass in die Düsen-Vorkammer, der die Strömung nach dem versetzen Einlassgewindes wieder sauber und senkrecht in die Vorkammer führt, sieht zwar ein bisschen abenteuerlich aus, ist aber sinnvoll. Wenn man kein mittiges Einlassgewinde haben will, um die Anschlusskompatibilität nicht einzuschränken, ist das ein Weg die Einströmung dennoch ähnlich ungestört wie bei einem mittigem Einlassgewinde zu bewerkstelligen. Unter diesen Aspekten halte ich auch die Ergebnisse gar nicht mal für so abwegig, wenn auch keinesfalls für repräsentativ angesichts der Testmethodik (das gilt aber natürlich nicht nur für diesen Kühler). Der Kühler könnte imho aber auch in freier Wildbahn zu den kühltechnisch besseren seiner Zunft gehören. Auch beim Vorgänger hat man bei ALC bezüglich Kühlleistung ja schon mal ganz gute Arbeit abgeliefert, aber eben leider nur in dieser Beziehung. Alles andere war da imho schon recht lausig. Dieser Linie bleibt man sicher leider offenbar treu. Wenn man aber mal über Optik und Bauweise sowie über die Hintergründe und die Methodik von Tests mit gesponserten Samples auf Hardware hinweg sieht, kann ich mir jedenfalls gut vorstellen, dass der Kühler wirklich gut performen kann. Hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, dass da wenigstens kühltechnisch was ganz Brauchbares drin steckt.
Der Fokus lag hier aber wohl tatsächlich ausschließlich auf Performancemaximierung, was zumindest für diejenigen, die das als Einziges interessiert sicher attraktiv ist. Für alle anderen jedoch nicht. Nachdem man kühltechnisch zu einem vielversprechenden Ergebnis gekommen war, sieht es so aus als wäre der Rest entweder von einem Wirtschaftler mit dem Rotstift fertig konstruiert worden, oder man hatte einfach keinen Bock mehr. Die billigste Lösung scheint ein tiefgezogenes Alublech gewesen zu sein, damit man das Spritzgussgelumpe darunter verstecken konnte. Die hässlichen Leuchtlogos mussten wohl auch dringend verbraucht werden und damit man bei den Schrauben nichts Aufwändiges konstruieren musste, wurde noch ne typische Bastellösung dazu gepackt, damit man die Gewinde nicht sieht. So hätte man das vllt. auch als Heimwerker gelöst, wenn man keine Lust hätte ne anständige Lösung zu entwickeln. Gar kein Vergleich jedenfalls zu hochkarätigen Verschraubungslösungen, wie man sie teilweise von der Konkurrenz kennt. Wie als wollte man sagen: Scheiß drauf, dass das Teil wie Abfall aussieht - unter der Haube ist trotzdem ganz brauchbare Kühltechnik versteckt. Aber kleiner Tipp an AT/ALC: Das versteht man nicht unter "Understatement"
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Meiner Ansicht nach wurden hier alle Aspekte die einen attraktiven Wasserkühler ausmachen vollkommen vernachlässigt, wenn nicht sogar mit Füßen getreten. Anders ist die erneute Spritzgusskonstruktion mit den eingegossenen Messinggewinden (auch wenn´s hält) und die vielen unschönen Detail-Lösungen (z. B. auch die gestanzte Schnapp-Halterung) einfach nicht erklärbar. Die Optik im "ich war eine Dose!"-Look ist imho absolut grauenhaft, auch wenn das ja schon bekannt war. Über Geschmack kann man da imho auch kaum noch streiten. Das wird nicht viele Fans finden. Das Leuchtlogo tut darüber hinaus nicht nur bei diesem Produkt sein Übriges, um nur nicht den Hauch eines Hochwertigkeitseindrucks aufkommen zu lassen. Von daher wieder mal ein wirklich zwiespältiges Produkt - typisch AT/ALC könnte man bald schon sagen. Konzeptionell (diesmal von den kühltechnischen Optimierungen her) gar nicht mal übel, wenn auch nicht bahnbrechend, aber bei Umsetzung und Optik erneut grob daneben gegriffen. Irgendwo ist immer ein ganz großer Haken dabei.
Zumindest die Zielgruppe derer, die Waküs auch unter ästhetischen Gesichtspunkten betreiben, wird beim Anblick dieses Kühlers vermutlich das kalte Grausen packen und die reinen Performance-Junkies werden sich bei dem Anblick sicher auch zweimal überlegen, ob sie sich nicht bei der Konkurrenz kühltechnisch ebenbürtige Kühler holen sollten (im Rahmen der Messgenauigkeit). Anderseits gibt es sicher nicht wenige Leute, die sich nicht so intensiv mit Wakü auseinander setzen, die vllt. einen etwas einfältigen Geschmack haben, oder die blind nach Performance aus irgendwelchen mehr oder weniger aussagekräftigen Tests kaufen. Außer bei hart gesottenen und leicht naiven Performance-Junkies kann ich mir aber trotzdem nicht vorstellen, dass den Kühler viele mit Absicht sichtbar verbauen wollen. Vielleicht sollte man dazu noch großflächige Abdeckungen im Stile dieser Mainboard-Abdeckungen der TuF-Serie von Asus anbieten
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Schade! Grundsätzlich finde ich den kühltechnischen Ansatz mal die Reserven beim Strömungsweg und in Punkto Druckverteilung in der Vorkammer eines Schlitzdüsenkühlers konsequenter zu heben, auf jeden Fall lobenswert. Kaufen würde ich mir den Kühler allerdings nach wie vor nicht - zumindest nicht, um ihn tatsächlich irgendwo einzusetzen, sondern allenfalls, um mir mal ein unabhängiges Bild davon zu machen. Ansonsten ist er absolut nicht mein Fall.
^ Meine Meinung dazu. Ich freue mich jedenfalls auf meinen Kryos NEXT
. Hoffe da geht die Auslieferung der aufwändigeren Modelle mit allem und scharf bald mal los...