Wieso ist es so, wenn der AVR einen so hohen Widerstand hat, dass ein höherer Widerstand (bei 30-100 Ohm) sogar lauter sein kann? Müsste es dann nicht noch leiser sein, da der Gesamtwiderstand nochmals geringer ist? Ist es so, dass der T90 bei einem niederohmigen KH-Ausgang nochmals lauter wäre, als der 880er und dass dieser Lautstärkenunterschied durch den hochohmigen Ausgang etwas schmilzt? Verfälschen würde der AVR den T90 aber trotzdem nicht, oder?
Die Ausgangsimpedanz ("Widerstand") des AVRs hat erstmal mit der erzielbaren Lautstärke nichts zu tun. Die Ausgangsimpedanz der Quelle kann hingegen die Linearität des Gesamtfrequenzgangs der Kette Verstärker->Kopfhörer beeinflussen. Als Faustregel gilt, dass die Ausgangsimpedanz der Quelle kleiner 1/8 der Impedanz des Kopfhörers sein sollte, ansonsten können aus dem Zusammenwirken von Verstärker- und KH-Impedanz Frequenzgangsänderungen > 1dB entstehen, die je nach betroffenem Frequenzbereich hörbar sein können. Hast Du also einen KH mit 600 Ohm, sollte die Ausgangsimpedanz der Quelle (in Deinem Fall des AVRs) < 75 Ohm sein, wenn Du auf Impedanz-erzeugte Frequenzgangänderungen keinen Wert legst.
Zum Thema Lautstärke. Aufbauend auf dem, was rhinoz91
hier schon geschrieben hat, will ich Dir mal ein paar Beispielzahlen liefern. Vielleicht macht es das Problem besser verständlich:
Beyerdynamic liefert den DT-880 Edition in drei verschiedenen Impedanz-Varianten, nämlich mit 32, 250 und 600 Ohm. Für alle drei ist die gleiche Effizienz spezifiziert, nämlich 96 dB SPL. Diese Zahl gibt den Schalldruck (und damit einen Indikator für die Lautstärke) an, den die Kopfhörer an einem normierten Testkopf erzeugen, wenn die Quelle eine Leistung von 1mW an die Kopfhörer liefert. Ein Schalldruck von 96dB SPL entspricht einer moderaten Hörlautstärke. Du willst aber wissen, ob die Teile an Deiner Quelle laut genug spielen. Deshalb rechnen wir aus, wieviel Leistung die Quelle abgeben muss, damit es ordentlich kracht. Das wäre etwa bei einem Schalldruck von 110db SPL. Mit ein wenig Mathe kommt man ausgehend von den 96db SPL @ 1mW auf eine benötigte Leistung von etwa 25mW für 110dB SPL.
Die Quelle muss also für laute Wiedergabe unabhängig davon, welche der drei Impedanz-Versionen des DT-880 wir haben, 25mW an den jeweiligen Kopfhörer liefern. Und das muss die Quelle bei der
32 OHm Variante mit ca. 0,9Vrms Spannung bei 28mA Stromstärke, bei der
250 Ohm Variante mit ca. 2,0Vrms Spannung bei 13mA Stromstärke, und bei der
600 Ohm Variante mit ca. 3,9Vrms Spannung bei 6mA Stromstärke tun.
Ob eine Quelle nun einen Kopfhörer ausreichend laut antreiben kann, hängt also davon ab, ob sie an der gegebenen Kopfhörer-Impedanz die entsprechende Spannung und den korrespondierenden Strom liefern kann.
Mit einer Spannung von 3,9Vrms tun sich die meisten batteriebetriebenen Geräte schwer (Handies, iPods, etc.) - die liefern üblicherweise eher was in der Gegend von maximal 1,5Vrms. Insofern kannst Du davon ausgehen, dass ein Handy einen 600-Ohm-KH nicht richtig laut antreiben kann.
Eine Spannung von 2,0Vrms liefern z.B. bessere USB-Soundkarten oder übliches HiFi-Equipment am Line-Ausgang. Dann bleibt aber immer noch die Frage, ob diese Ausgänge bei der 2,0Vrms Spannung auch noch 13mA Strom liefern können.
Die Spannung von 0,9Vrms schaffen eigentlich fast alle Geräte mit KH-Ausgang. Allerdings kann es dann immer noch passieren, dass sie den Strom von 28 mA nicht liefern können.
Wie Du siehst, kam in den ganzen Überlegungen kein einziges Mal die Ausgangsimpedanz der Quelle (des AVRs) vor.
Wie findest Du jetzt raus, was an Deinem AVR läuft? Da sehe ich vier Möglichkeiten, in der Reihenfolge steigender Erfolgsaussicht:
1) Weiterhin das Forum mit Fragen bombardieren, in der Hoffnung, dass jemand schon mal den entsprechenden KH am gleichen AVR-Typ getestet hat
2) Den Hersteller des AVRs fragen, an welcher KH-Impedanz der AVR welche Leistung liefern kann.
3) Selber nachmessen
4) Selber ausprobieren
Ich würde Dir pragmatischerweise empfehlen, einen preiswerten KHV von FiiO zu besorgen (keinen DAC), und den zwischen Deinen AVR und den KH zu hängen. Damit eliminierst Du auf einfache Weise die ganzen Fragen nach Ausgangsimpedanz der Quellen und ob eine Quelle laut genug spielt, da es die Aufgabe des KHVs ist, die Ausgangsimpedanz der Quelle in eine KH-geeignete Impedanz zu wandeln, und die FiiO-KHVs üblicherweise auch in der Lage sind, die benötigten Spannungen und Ströme für die typischen KH-Impedanzen (16-600 Ohm) bereitzustellen.