@Fischhirn:
Ich wundere mich ein wenig, wie schlecht vorbereitet Du in dein Bewerbungsgespräch gegangen bist. Wenn man in einer Firma seine Masterarbeit schreibt, kennt man bei Tarifgebundenen Firmen deren Tariftabellen und das Lohngefüge. Dafür gibt es das Intranet und die dortigen Kollegen. Mit was steigen denn Azubis ein und mit was sind junge Akademiker eingestiegen? Da fragt man mal nett nach. Es gab doch bestimmt Leute mit denen Du dich gut verstanden hast?
Insofern hättest Du schon vor dem Gespräch wissen sollen, was Du finanziell fordern oder erwarten kannst. Respektive, ob das Gehalt was man Dir anbietet für das Gehaltsgefüge in der Firma gut ist.
Des weiteren erfährt man viel über darüber, wie die Firma tickt. Wie ist die Mitarbeiterführung und die Kollegialität? Das kann jede Menge Wert sein, auch wenn es sich nicht in Euro ausdrückt. Wie hält man es dort mit betrieblich finanzierter Weiterbildung. Wie hoch ist der Anteil an Reisetätigkeit. Wie ist das Ansehen der Firma, falls Du dich mal in 4-5 Jahren fortentwickeln möchtest. Das sind alles Punkte die in deine Entscheidung mit hinein spielen sollten.
Auch solltest Du dir klar machen, das die Firma Dir die 50.000,- EUR für dein eventuell vorhandenes Potential und nicht für dein Können bezahlt. Dich als Projektleiter, möglichst noch International, ohne Kenntnis der Strukturen der Firma und ohne Netzwerk in der eigenen Firma einzusetzen, empfinde ich als unseriös. Von welchen Budgets sprechen wir denn hier? Nicht das wir unterschiedliche Verständnisse von Projektmanagement haben. Es geht nicht um Mini Teamleiter oder Teamspieler?
Erfolg im Projektmanagement besteht meines Erachtens nach nicht im Anwenden von Methoden des Projektmanagements, dafür gibt es günstigeres Personal, sondern in:
- Kommunikationsfähigkeit
- Personalführung- und Einschätzung
- Der Fähigkeit Projektmitglieder individuell zu motivieren
- Netzwerken
- Der Kenntnis, wie das Unternehmen funktioniert, in dem Du arbeitest. Was geht, was geht nicht. Und wie geht es.
- Der Fähigkeit komplexe zusammenhänge aufzunehmen
- Der Fähigkeit wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden
- Der guten Kenntnis der internen Steakholder
- Guten Präsentationen, respektive sich und etwas zu verkaufen
- Gute Kenntnisse der geforderten internen Regularien (Projekt Dokumentation, Revision, ...)
Dazu einen Schuss Softskills und möglichst viel Erfahrung, damit Du mit den Situationen die Dich im Projektgeschäft erwarten gut umgehen kannst.
Das bringst Du zur Zeit einfach nicht mit. In großen Firmen rechne mal mit 2 Jahren bis Du wenigstens intern weißt, wie dort der Hase läuft.
Bei deinem ersten Projekt in der Firma: "Bewerbung" hast Du dich jedenfalls nicht mit Ruhm bekleckert ;-)
Wenn die im ersten Absatz genannten Punkte gut für Dich passen, nimm den Job! Wenn nicht, lass es sein. Solltest Du dich dort etablieren, geht es die nächsten Jahre dort gut aufwärts (leider weisst Du ja mal wieder nicht, wie weit es im Tarif geht und wieviel Luft dort ist). Ab einem gewissen Punkt kommt es dann nicht mehr primär auf dein Können aus dem Studium an, sondern darauf wie Du in das dortige Führungsteam passt.
Gruß Thomas