Vorsicht, SPOILER!
Lost - Season 5 - 7/10
Ja jetzt erst, nachdem mich das erste Drittel so furchtbar abgeschreckt hat, brauchte ich erst mal etwas Abstand
Das erste Drittel der Staffel ist noch zerissener und nerviger als der Beginn der vierten Staffel, da war meine Meinung über Lost auf dem Tiefpunkt. Aber man weiß ja dass alle Staffeln immer stark auf das Staffelfinale ausgerichtet sind, und so steigerte sich auch hier meine Begeisterung über die Mitte, so dass ich am Ende wieder mit tollem Spannungsfernsehen belohnt wurde.
Eines muss man den Autoren nämlich wirklich zu Gute halten: Sie verlieren im Gewirr der Handlungsfäden, Charaktere und Zeitsprünge nicht die Übersicht so dass man am Ende der Staffel doch für fast jede Szene irgendeinen Zusammenhang gefunden hat. Die präsentierten Lösungen muss man natürlich nicht gut finden, denn so langsam mutet es schon seltsam an dass fast jede Person mit einer anderen Person verwandt, verfeindet oder sie zumindest mal irgendwann getroffen hat. Nun ja.
Auch das ständige Einbringen alter Charaktere geht mir langsam auf den Wecker. Sowas wie die Rousseau-Flashbacks fand ich zu Beginn ja noch tollen Fanservice, aber das jetzt jeder irgendwann mal aufgetretene Charakter an den unpassendsten Orten und Zeiten auftaucht, gefällt mir überhaupt nicht mehr.
Große Enttäuschung dagegen: Desmond hat leider kaum mehr Screentime.
Die Charaktere an sich sind auch etwas grenzwertig, viele finde ich nach wie vor eine der großen Stärken von Lost, gerade Ben und Locke haben so manche Gänsehautmomente- und Flashbacks.
Andere leiden deutlich unter Abnutzungsentscheidungen, wiederholen Fehler zu oft oder treffen plötzlich Entscheidungen die einer deus ex machina ähneln.
Wo die Übersicht leider etwas abhanden gekommen ist, ist die Hauptstory. Man muss den ganzen Unsinn mal zusammenfassen: In drei Staffeln versucht man von der Insel runterzukommen, was schließlich einigen gelingt. Das draußen nicht die heile Welt herrscht, ist ja schon seit dem Staffelfinale 3 klar, dennoch gefühlte Ewigkeiten damit zu verbringen die ganzen Charaktere wieder zu sammeln um sie zurück zu bringen, macht das ganze Vorhaben aber nicht unterhaltsamer. Und sobald man wieder auf der Insel ist, merkt man dass man eigentlich gar nicht weiß warum man hier ist. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, bekommt man dann noch gesagt dass man eigentlich gar nicht hier sein sollte.
Da blicken die Protagonisten nicht mehr durch, was sie auch in ihren Dialogszenen klar machen und als Zuschauer blickt man nicht viel mehr dahinter.
Auch bin ich kein Fan der ganzen "Zeitreisen". Das gehört auch zur großen Schwäche in der ersten Hälfte für mich, da geht die Übersicht und auch die Glaubwürdigkeit verloren. Plötzlich laufen dann Personen doppelt rum, einmal als Kind, einmal als Erwachsener. Mütter können ihre Söhne erschießen, Personen treffen sich selbst und irgendwann reichts mir dann.
Zudem erfährt man halt mal wieder nichts wirklich neues. Man sieht eine Menge von der Dharma-Initiative, einiges von den Hostiles, aber man steckt immer noch in der begrenzten Sichtweise unserer altbekannten Personen und gewinnt somit kaum neue Einblicke. Stattdessen wie gewohnt eine Menge Andeutungen und nur angeschnitten Antworten. Das finde ich mittlerweile schade und strapaziert meine Geduld. Insofern muss sich Lost fragen lassen was ein Großteil der fünften Staffel uns überhaupt bringt.
Die Produktionswerte sind gewohnt hoch, nur die sich häufende Themenwiederholung der Musik geht mir langsam auf die Nerven und das ständige Anschwellen der Musik vor jeder noch so kleinen Spannungskurve/Bildwechsels weckt Aggressionen in mir
Aber wie gesagt, am Ende fügt sich glücklicherweise alles zu einem halbwegs harmonischen Ganzen zusammen und man wird mal wieder mit ein paar sehr gelungen Finalfolgen belohnt, samt dem vielleicht fiesesten Cliffhanger der ganzen Serie. Und schon ist man wieder am Theorien schmieden und Tage bis zur nächsten Staffel zählen. Damnit Lost, you did it again...
Dennoch für mich die schwächste Staffel bis jetzt, zur 8 reichts nicht mehr ganz. Ich habe jedoch nach wie vor die Hoffnung die Autoren können die Serie in den nächsten 17 Episoden zu einem gelungen Abschluss bringen.