Hui, da hab ich ja was losgetreten.
Ich kann hier einige Argumente schon verstehen und haben meinen Bachelor auch in Regelzeit gemacht.
Einige Punkte sollte man aber immer beachten:
Es gibt Studiengänge die sind viel Arbeit. Andere dagegen ... nicht so sehr. Eine Freundin von mir macht gerade ihren Bachelor in Gesellschaftswissenschaften - nach 3,5 Semestern statt 6. Dabei hat sie seit dem 2. Semester einen 19 Hiwi Job, ist im Chor (und schmeißt da die gesamte Orga), ist im Studentenvorstand der örtlichen Studentenhochschulgemeinde (soweit ich das von ihr und einem Kumpel höre: 5-10h / Woche), macht viel Sport, hat noch ein normales Sozialleben daneben etc. Da kann man sich ja mal überlegen, wie viel Zeit da fürs Studium draufgeht - und dabei macht sie ja offenbar noch mehr als vorgesehen, wird ja schneller fertig.
Wenn ich das bei mir (Physik) versuche, bräuchte mein Tag mehr Stunden und ich ein Körper, der ohne Schlaf auskommt.
Nächster Punkt: Wenn man die Zeit sinnvoll nutzt, steht dann ja auch was im Lebenslauf, so dass der AG sieht "Ok, hat nicht jeden 2. Tag Party gemacht". Wenn ich z.B. die 19h Hiwi Job voll ausreize (und was Fachbezogenes mache, dass mich weiter bringt und wo ich relevante Erfahrung sammel) hab ich am Ende schon 4 Jahre oder so Halbzeit gearbeitet, während der Regelzeitkandidat keinen Schimmer von der Praxis hat.
Dazu kommt, dass die Uni einem oft noch ein paar Steine in den Weg wirft: Falle ich im 2. Semester durch eine Prüfung, kann ich sie erst im 4. wieder machen. Da liegt dann aber zeitgleich z.B. das Praktikum, oder, was erstaunlich oft vorkommt, der Kurs ist voll, man hat mehr Leute zugelassen, als man Plätze hat (kenne sogar ein paar Fälle, bei denen sich deshalb der Bachelor verlängert hat, ohne dass sie durchgefallen sind - sie sind halt erst im 4 oder 5 Anlauf mal reingekommen, weils jedes Jahr so viel zu voll war. Im Pflichtmodul...). Ist ja nicht so, dass es immer völlig einfach ist, selbst ohne Fehlverhalten, alles so zu belegen, wie die Uni sich das ausdenkt. Aber wenn ich z.B. in der Zeit, die sich mein Bachelor verlängert dann schon Mastermodule höre verschwende ich ja nichtmal Zeit - und werde am Ende exmatrikuliert, weil eine Prüfung fehlt.
Auch kann ich das Mehr an Zeit dafür nutzen, mich im Studium tiefer einzugraben: Ein paar vertiefende Vorlesungen mehr, aus Interesse mal etwas weiter gucken, als dass, was ich für die Klausur auswendig lernen muss etc. Das wird mein Hauptgrund für die Verlängerung: Bei uns gibts im Master über 140 Wahlmöglichkeiten (im Bachelor: 1 aus 4 Nebenfächern wählen...). Da werde ich einen Teufel tun und in Regelzeit durchrauschen, ohne rechts und links zu gucken. Klar sollte man nicht querbeet alles hören, was irgendwie interessant sein könnte. Aber wenn ich z.B. bei meiner Vertiefung in Lasertechnik noch eine Vorlesung zu Lithographie höre, kann mir das später durchaus Vorteile bringen. Klar, das kostet mich jetzt nur ein Semester. Allerdings habe ich in den ersten Bachelorsemestern auch massiv alles der Uni untergeordnet.
Wer nach dem Bafög-Gesetz keinen Anspruch hat, hat Eltern die das Studium finanzieren können (aber evtl. nicht wollen - das ist ein anderes Thema) oder hat bereits BaFöG erhalten.
In welcher Welt lebst du denn, dass jemand der BaFöG benötigt (und nicht schon mal bezogen hat) es nicht bekommt?
Wenn die Eltern sich z.B. (durch Dummheit oder Schicksal) hoch verschuldet haben. Da kann das Kind nix für, bekommt aber trotzdem kein Bafög, wenn das Einkommen hoch genug ist.
Es gibt durchaus Fälle, in denen man durchs Raster fällt. Ich will nicht sagen, dass Schulden der Eltern berücksichtigt werden sollten - dann kauft sich jeder noch ein Ferienhaus um dem Kind Bafög zu verschaffen. Aber 100% fair ist es lange nicht.