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AMD zielt mit der Radeon R9 Nano auf eine ganz bestimmte Zielgruppe. Auf dem Papier ist die Ausstattung bis auf die Kühlung identisch mit der Radeon R9 Fury X. Eben diese Kühlung ist aber auch dafür verantwortlich, dass die Radeon R9 Fury X ihren maximalen Takt immer halten kann. Dass dies der Radeon R9 Nano nicht gelingen wird, wurde von AMD bereits bestätigt und wir können in Praxistests einen Takt zwischen 850 und 950 MHz nachvollziehen. Die Verwendung der Fiji-GPU mit 4.096 Shadereinheiten erkauft sich AMD bei gewählter Kühlung eben durch eine Reduzierung des Taktes. Doch auch dies reicht sicherlich nicht aus, um auf eine TDP von 175 W zu kommen. AMD verbaut selektierte GPUs, die bei einer bestimmten Spannung noch in der Lage sind, in einem gewissen Taktbereich betrieben zu werden.
Nüchtern betrachtet bedeutet dies für die Leistung: Die Radeon R9 Nano ist sogar noch langsamer als eine Radeon R9 Fury. Die Radeon R9 290X lässt man aber meist deutlich hinter sich. Insofern hat AMD sein eigenes Versprechen gehalten. Wie auch schon bei der Radeon R9 Fury (X) lässt sich ein klarer Trend feststellen: Je höher die Auflösung, desto eher profitieren die Grafikkarten mit Fiji-GPU. So liegt die GeForce GTX 980 meist in 1080p und manches mal auch in 1440p vor der Radeon R9 Nano. Wechselt man allerdings auf 3.840 x 2.160, dann liegt die kleine Radeon R9 Nano vor der GeForce GTX 980.
Hinsichtlich der Leistung liefert die Radeon R9 Nano also all das, was von ihr erwartet wurde. Vor Augen führen muss man sich dabei natürlich auch die Größe die Karte. Keine andere Grafikkarten kann aktuell bei dieser Baugröße mithalten. Ob dieses Alleinstellungsmerkmal ausreicht, die Anschaffung einer Radeon R9 Nano zu rechtfertigen, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Noch ein paar Worte zur Kühlung: AMD verwendet eine Luftkühlung, was die bereits erwähnten Einschränkungen bei der Leistung nach sich zieht. Im Idle-Betrieb wird der Lüfter nicht abgeschaltet, was je nach Konkurrenzmodell ein Nachteil sein kann. Dennoch bleibt das Lautstärkeniveau sehr niedrig und dürfte selbst im Wohnzimmer nicht stören. Auch im Last-Betrieb zeigt sich der Lüfter zunächst sehr entspannt. Nach längerer Last aber dreht er dann doch deutlich hörbar auf. Gegenüber den bisherigen Referenzmodellen steht die Radeon R9 Nano aber noch immer sehr gut dar. Leider müssen wir unserem Testsample ein Spulenfiepen bescheinigen, das bei geringer Last mit hohen Frameraten deutlich zu hören ist. Die Temperaturen bleiben in allen Betriebsmodi im zu erwartenden Rahmen und stellen selbst in kompakten und geschlossenen Systemen kein Problem dar.
Besonders gespannt waren wir natürlich auf die Messungen der Leistungsaufnahme. Für die Radeon R9 Fury X sieht AMD eine TDP von 275 W vor, die Radeon R9 Nano soll auf 175 W kommen. Diese theoretischen Angaben können wir durch unsere Messwerte bestätigen und sind in dieser Hinsicht positiv überrascht. AMD hat geliefert, was versprochen wurde - zumindest in diesem Punkt.
Man darf AMD aber auch vorwerfen seine Kunden in gewisser Art und Weise zu täuschen. Auf dem Papier sieht die Radeon R9 Nano fast so aus wie eine Radeon R9 Fury X. Die Taktraten der GPU sind nur geringfügig langsamer. Auch über den Preis wird dieser Eindruck suggeriert. Letztendlich aber kann die Karte hinsichtlich der Leistung nicht wirklich das halten, was sie auf den ersten Blick verspricht. Diesen Punkt muss sich AMD ankreiden lassen.
Einen ganz großen Haken hat die Radeon R9 Nano allerdings und das ist der Preis. Mit der Vorankündigung über 649 US-Dollar schockierte AMD die potentielle Käuferschaft bereits. Nun endgültig offiziell aufgerufen werden 699 Euro und damit liegt die Radeon R9 Nano preislich auf gleichem Niveau wie die Radeon R9 Fury X - soll ja auch eine ähnliche Leistung abliefern. Die geringere Leistung soll durch den kompakten Formfaktor kompensiert werden. Ob dies gerechtfertigt ist, ist dabei die größte Frage. Denn auch kompakte Gehäuse nehmen meist recht große Grafikkarten auf. Die nur 152 mm Länge der Radeon R9 Nano können ein Argument sein, müssen es aber nicht. Klar ist aber auch, eine Radeon R9 Fury X lässt sich meist nur schwer in einem extrem kompakten Gehäuse unterbringen. AMD spricht gerne vom Premium-Segment (gute Leistung, hochwertige Materialwahl und Verarbeitung, etc.), dem man sich zuordnet. Doch auch dieser sicherlich gerechtfertigte Anspruch reicht nicht aus, um jeden Preis aufzurufen.
Derzeit gibt AMD keine Auskunft über die Verfügbarkeit der Karte. Diese solle aber mit dem heutigen Tag gewährleistet sein und erste Shops listen die Radeon R9 Nano bereits.
Positive Aspekte der Radeon R9 Nano:
- Leistung auf Niveau einer Radeon R9 Fury / GeForce GTX 980
- UltraHD/4K-Aufösungen in den meisten Fällen möglich
- Anti Aliasing und Anisotropische Filterung durchgehend möglich
- Fiji-GPU mit 4.096 Shadereinheiten
- High Bandwidth Memory
- Frame Rate Target Control
- Virtual Super Resolution
Negative Aspekte der Radeon R9 Nano:
- 4 GB Grafikspeicher könnten in Zukunft problematisch werden
- Spulenfiepen
- Hoher Preis
Persönliche Meinung
Die Radeon R9 Nano zeigt am deutlichsten, was mit der Fiji-GPU, der Architektur und vor allem der Kombination aus Fertigung und HBM so alles möglich ist. Womöglich ist die Radeon R9 Nano die beste Karte der Fury-Serie, auch wenn sie dieser offiziell nicht angehört. Doch ich habe auch einige Fragen an AMD: Wie ist es um die Fertigung der Fiji-GPU bestellt? Die Radeon R9 Fury X erlebt noch immer eine angespannte Liefersituation, der Radeon R9 Nano dürfte es daher nicht anders ergehen. Die zweite Frage ist die nach dem Preis. 699 Euro lassen sich im Hinblick auf die gebotene Leistung kaum rechtfertigen. Sicherlich, die Größe ist ein Argument, das für sich spricht, aber ob sich AMD dies auch mit 699 Euro bezahlen lassen sollte, bleibt fraglich. (Andreas Schilling)
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