TEST

7-nm-GPU und 16 GB HBM2

Die Radeon VII im Test - Fazit

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Die Radeon VII will und kann für AMD kein Allheilsbringer sein. Vielmehr will man mal wieder im High-End-Bereich auf sich aufmerksam machen, denn bis auf die Radeon RX 590 gibt es derzeit wenig Neues aus dem Hause AMD. Doch die Radeon VII ist keine Hardware, die explizit für diesen Markt konzipiert wurde. Als Basis dient die Vega-20-GPU, die erste in 7 nm gefertigte dedizierte GPU, die aber eigentlich für Datacenter-Beschleuniger gedacht ist. Daraus macht die Marketing-Abteilung natürlich gerne die „erste 7 nm Gaming-GPU“ und stellt die 16 GB an HBM2 in den Fokus.

AMD nutzt das Potenzial der Fertigung in 7 nm dazu bei gleichbleibender Leistungsaufnahme um die Taktraten zu erhöhen. Das Leistungsplus gegenüber einer Radeon RX Vega 64 liegt irgendwo zwischen 10 und 25 % – in einigen Ausnahmen sind auch etwas mehr als 25 % möglich. Dies passt nicht ganz zum Taktplus von etwa 1.500 MHz der Radeon RX Vega 64 gegenüber den 1.750 MHz der Radeon VII. Aber die Vega-20-GPU besitzt auch weitere kleinere Optimierungen, die für eine bessere Auslastung sorgen sollen. Hinzu kommt ein Boost-Mechanismus, der aufgrund der Verwendung der Junction Temperature den Takt höher ansetzen und länger halten soll. Der GeForce RTX 2080 als Konkurrenzmodell kann die Radeon VII Paroli bieten, auch wenn sie nicht immer die Nase vorne hat. Zumindest gibt es in diesem Leistungsbereich wieder eine Alternative und vor allem wer in hohen Auflösungen spielt, profitiert eher von der Radeon VII.

Daneben sollen die 16 GB an Grafikspeicher ein Vorteil der Karte sein und diese zukunftssicher machen. Sicher ist ein Plus an Grafikspeicher immer gut, ob es aber auch notwendig ist, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt bestimmte Szenarien in denen sind die 8 oder 11 GB an Speicher auf einer GeForce RX 2080, Radeon RX Vega oder GeForce RTX 2080 Ti zu wenig – zumindest in Form einiger Nachladeruckler. Diese müssen aber nicht dauerhaft auftreten. Ein grundsätzliches Problem ist der aktuelle Speicherausbau bei den High-End-Karten aber nicht. Wer gerne mit extremen LOD- und Textur-Einstellungen spielt, wird die 16 GB an schnellem HBM2 aber gerne mitnehmen.

Ein weiterer Faktor der Karte ist die Lautstärke. Wer erwartet hatte, der Wechsel auf eine vermeintlich sparsamere 7-nm-GPU wäre der richtige Schritt, dürfte von der Thermal Design Power von 300 W bereits in der Euphorie gebremst worden sein. Der Einsatz dreier Axiallüfter brachte ebenfalls keine wirkliche Besserung. Unsere Messwerte bestätigen die Befürchtungen: Unter Last ist eine Radeon VII so laut wie eine Radeon RX Vega 64 und deutlich lauter als alles, was wir derzeit von den High-End-Modellen der GeForce-RTX-Serie präsentiert bekommen. Die Temperaturen sind aber in Ordnung und deutlich niedriger als bei der Radeon-RX-Vega-Generation.

Doch zu welchem Preis kann AMD die Radeon VII in der präsentierten Form umsetzen? 16 GB an HBM2 sind schön und gut, dürfen aber eher als ein Überbleibsel der Radeon-Instinct-Basis gewertet werden. Eine 7 -nm-GPU und 16 GB HBM2 sind sicherlich auch nicht günstig in der Fertigung und so landen wir am Ende bei einem Preis von 729 Euro. Wie sich dieser in nächster Zukunft entwickeln wird, ist sicherlich die spannende Frage, denn die günstigen Modelle der GeForce RTX 2080 sind bereits ab 650 Euro zu haben.

Dies soll die Leistung der Radeon VII nicht schmälern. Besitzer eine Radeon RX Vega 64 müssen sich eine Neuanschaffung schon genauer überlegen, wer aber von einer älteren und damit häufig langsameren AMD-Generation kommt, bekommt mit der Radeon VII das derzeit schnellste Modell aus dem roten Lager. Da NVIDIA die Preise der GeForce RTX 2080 ab 650 Euro angepasst hat, steht die Radeon VII im Hinblick auf das Preis/Leistungsverhältnis nicht mehr so gut dar. Die 16 GB an Grafikspeicher lassen sich natürlich als Gegenargument bringen. Dennoch stünde der Radeon VII ein Angebot ab sagen wir 650 Euro deutlich besser zu Gesicht. Wie hoch der Gewinn (wenn überhaupt) für AMD dann noch ist, können wir nicht sagen.

Positive Aspekte der Radeon VII:

  • ausreichende Leistung für 4K mit höchsten Einstellungen
  • 16 GB an HBM2 im Zusammenspiel mit einem schnellen Speicherinterface
  • technisch interessante Neuerungen in Form einer 7-nm-GPU
  • verbesserter Boost-Mechanismus
  • genaueres Messen der GPU-Temperatur (Junction Temperature)

Negative Aspekte der Radeon VII:

  • etwas zu hoher Preis
  • zu laut unter Last
  • zu hohe Leistungsaufnahme

Die Radeon VII ist aus technischer Sicht ein echtes Highlight. Wir sehen die erste 7-nm-Gaming-GPU und 16 GB an HBM2 die über ein 4.096 Bit breites Speicherinterface auch noch extrem schnell angebunden sind. Doch solche technischen Daten können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es AMD 2019 mit Ach und Krach schafft eine GeForce GTX 1080 Ti aus dem März 2017 in Zaum zu halten. Was den High-End-Markt betrifft, knabbert man nun an der Dominanz von NVIDIA, bietet aber noch immer keine echte Alternative. Ob dies mit der Navi-Architektur und den dazugehörigen Karten gelingen wird, wird man sehen müssen.