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AMD gelingt bei den Ryzen-Prozessoren derzeit das, was bei den Grafikkarten seit einigen Generationen schwerzufallen scheint. Man hat in fast allen Belangen mit dem Konkurrenten aufgeschlossen und schlägt diesen auch in weiten Teilen. Die Multi-Core-Dominanz der ersten und zweiten Generation wird mit der dritten Generation der Ryzen-Prozessoren aber noch auf andere Bereiche ausgeweitet. Auch im Hinblick auf die Single-Threaded- bzw. IPC-Leistung ist AMD dank der Zen-2-Architektur auf Augenhöhe.
Glaubt man AMDs eigenen Verlautbarungen, war genau dies der Plan für Zen 2 bzw. die eigenen Ziele wurden übertroffen. Für die Zen-2-Architektur wurden die Problemstellen der Zen-Architektur angefasst. Der Micro Op Cache wurde vergrößert, gleiches gilt für den L3-Cache. Beides soll für eine höhere und effizientere Auslastung der CPU-Pipeline sorgen. Das Ergebnis davon sehen wir in den guten Ergebnissen in den Single-Threaded-Benchmarks. Durch das Anheben des Speichertaktes auf den aktuellen JEDEC-Standard DDR4-3200 plus ein einfaches Overclocking auf DDR4-3600 wird auch dieser Flaschenhals gelockert.
Das Chiplet-Design und die Fertigung in 7 nm versetzt AMD in die Situation, technologisch einen Schritt voraus zu sein. Dies zeigt sich unter anderem in der Leistungsaufnahme. Aber auch der Takt der Prozessoren erreicht mit 4,7 GHz im Boost einen deutlich höheren Wert, als dies AMD selbst erwartet hätte. Die Fertigung vieler kleiner CCDs hat für AMD wirtschaftlich große Vorteile. Ein weiterer Pluspunkt ist die Flexibilität des Designs. Der IOD tut sein Übriges dazu, reduziert die Abhängigkeiten von den Speicherlatenzen und bringt die Unterstützung von PCI-Express 4.0. Neben den höheren Übertragungsraten bei großen Datenmengen muss PCI-Express 4.0 seine Vorteile im Endkundenbereich aber noch beweisen.
Der Ryzen 9 3900X ist in der Desktop-Klasse aktuell konkurrenzlos. 12 Kerne und 24 Threads sind in Anwendungen, in denen die Kerne ihre Kraft auf die Straße bringen, nicht zu schlagen. Da helfen auch die acht schnellen Kerne des Core i9-9900K nicht. Dieser bekommt sogar noch Gegenwind vom Ryzen 7 3700X, der ebenfalls acht Kerne bietet und 16 Threads gleichzeitig verarbeiten kann. Durch das Leistungsplus in der Architektur und durch die Fertigung sind der AMD Ryzen 7 3700X und Intel Core i9-9900K nun hinsichtlich der Leistung gleichwertig. Zwar schlägt das Pendel je nach Benchmark mal in Richtung des Ryzen 7 3700X und mal in Richtung des Core i9-9900K aus, ein solch ebenbürtiges Rennen konnten wir aber lange nicht beobachten. Der Ryzen 7 3800X dürfte dank der höheren TDP sogar noch etwas besser sein und den Core i9-9900K auf ganzer Länge schlagen.
In Spielen können der Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X aber noch nicht ganz mithalten. Zwar rückt man Intel auch hier deutlich auf die Pelle, ganz so gut wie in den synthetischen Benchmarks sieht es aber noch nicht aus. Wir haben in 1080p und 1440p getestet. Je höher die Auflösung wird, desto eher kommt das GPU-Limit ins Spiel und desto enger rücken die Prozessoren zusammen.
Vermutlich aufgrund der Fertigung in 7 nm hat der Ryzen 7 3700X einen klaren Vorteil bei der Leistungsaufnahme. Dort, wo der Core i9-9900K unter voller Last fast 190 W verbraucht, kommt der Ryzen 7 3700X mit etwa 95 W aus. Allerdings nehmen wir hier Ergebnisse während eines Durchlaufs im Cinebench auf – mehr Last kann einem Prozessor kaum abverlangt werden. In Spielen verbraucht der Core i9-9900K etwas weniger, AMD hat den Verbrauchsvorteil aber auf seiner Seite. Der Ryzen 9 3900X genehmigt sich deutlich mehr, bietet aber auch deutlich mehr Multi-Threaded-Leistung.
Viel Spaß und eine Menge Potenzial bietet das Overclocking des Arbeitsspeichers. Dabei muss es noch nicht einmal besonders schneller Speicher sein, um die Ryzen-Prozessoren aus der Reserve zu locken. Bereits DDR4-3600 reicht aus, um ein deutliches Leistungsplus zu erreichen. Wer möchte kann sich beim Speicher aber noch weiter austoben. Neben dem Takt spielen hier auch die Timings eine wichtige Rolle.
Das Overclocking des Prozessors ist hingegen derzeit noch etwas mühselig. Ob sich an dieser Situation noch etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Der Ryzen 7 3700X bietet bei 4,3 GHz auf allen Kernen (mehr war mit unserem Sample nicht möglich) ein ordentliches Leistungsplus. Der Ryzen 9 3900X zeigte sich aber etwas zickig. Hier werden wir noch abwarten müssen, ob der Prozessor selbst oder das Mainboard das Problem sind. Der Ryzen 9 3950X wurde bereits mit extrem hohen Taktraten präsentiert, sodass die Plattform und das Design aus 2x CCD eigentlich nicht das Problem sein können.
Nicht nur in Sachen Leistung setzt AMD seinen Konkurrenzen unter Druck, auch beim Preis. Diese Situation kennen wir aber schon von den vorherigen Ryzen-Generationen. Allerdings konnte AMD damals vor allem durch den Preis Punkten, nun hat man noch einige weitere Punkte auf seiner Seite. Der Ryzen 3700X wird als typischer Gaming-Prozessor wohl am häufigsten gekauft und soll 349 Euro kosten. Der Intel Core i9-9900K geht derzeit für knapp unter 500 Euro über die Ladentheke. Selbst der Ryzen 7 3800X wäre mit 429 Euro noch günstiger.
Der Ryzen 9 3900X ist für 529 Euro nur 100 Euro teurer und bietet zusätzliche vier Kerne. Wer entsprechende Anwendungen für diese Vielzahl an Kernen hat, bekommt hier extrem viel Multi-Threaded-Leistung für wenig Geld. Ein Intel Core i9-9920X mit 12 Kernen kostet über 1.000 Euro und benötigt zudem auch noch ein LGA2066-Board. AMD bleibt der AM4-Plattform nun schon über drei Generationen treu, auch wenn es kleinere Einschränkungen bei der Kompatibilität gibt. Im Grunde aber ist das, was AMD hier an einer Plattform aufgebaut hat derzeit beispiellos.