TEST

Der AMD Ryzen 9 7900X3D im Test

Lohnen sich sechs plus sechs Kerne?

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Nachdem wir uns den Ryzen 9 7950X3D als Spitzenmodell bereits anschauen konnten, folgt heute der Ryzen 9 7900X3D. Beide haben so in dieser Form mit ihren 16 bzw. 12 Kernen keinen direkten Vorgänger. Ob die Tatsache, dass nur sechs Kerne des Ryzen 9 7900X3D mit 3D V-Cache ausgestattet sind, bei diesem Modell ein Nachteil sind, wird nur ein Bestandteil dieses Artikels sein. Jetzt  zugreifen oder auf den 6. April bzw. den Ryzen 7 7800X3D warten, das ist die große Frage.

Der Ryzen 9 7950X3D hat sich im Test die neue Gaming-Krone aufgesetzt. Einerseits gelingt dies durch pure Leistung, aber gleichzeitig ist es die Effizienz, die beeindruckt. In dieser Disziplin sieht Intel aktuell kein Land. Unsere Simulation des Ryzen 7 7800X3D ist noch mit Vorsicht zu genießen, gibt aber schon eine kleine Vorschau auf das, was uns Anfang April erwartet.

Nun aber wollen wir uns auf den Ryzen 9 7900X3D konzentrieren. Mit seinen sechs Kernen auf einem CCD mit zusätzlichem 3D V-Cache sowie sechs Kernen auf einem zweiten CCD, die ohne den zusätzlichen Cache auskommen müssen, könnte man hier von einer Zweitverwertung sprechen. Dies muss aber kein Nachteil sein. Die Benchmarks werden diese Frage aber letztendlich klären.

An dieser Stelle geht unser Dank an Caseking, die uns mit dem Ryzen 9 7900X3D versorgt haben.

Nachdem der Ryzen 9 7950X3D und Ryzen 9 7900X3D nun erhältlich sind und der Ryzen 7 7800X3D bald folgen wird, gilt die Ryzen-7000-Serie als vorerst abgeschlossen. Immer wieder aber gibt es Meldungen, dass AMD noch einen Ryzen 7 7600X3D nachreichen könnte. Offiziell vorgestellt wurde dieser potentielle Sechskern-Prozessor mit zusätzlichem Cache aber noch nicht.

Ein Blick auf die aktuelle Produktpalette:

Die neuen Ryzen-Prozessoren in der Übersicht
  Kerne / Threads Basis / Boost L3-Cache L2-Cache TDP Preis
Ryzen 9 7950X3D 16 / 32 4,2 / 5,7 GHz 128 MB 16 MB 120 W 799 Euro
Ryzen 9 7950X 16 / 32 4,5 / 5,7 GHz 64 MB 16 MB 170 W 595 Euro
Ryzen 9 7900X3D 12 / 24 4,4 / 5,6 GHz 128 MB 12 MB 120 W 668 Euro
Ryzen 9 7900X 12 / 24 4,7 / 5,6 GHz 64 MB 12 MB 170 W 439 Euro
Ryzen 9 7900
12 / 243,7 / 5,4 GHz64 MB12 MB65 W445 Euro
Ryzen 7 7800X3D 8 / 16 4,2 / 5,0 GHz 96 MB 8 MB 120 W 449 USD
Ryzen 7 7700X 8 / 16 4,5 / 5,4 GHz 32 MB 8 MB 105 W 340 Euro
Ryzen 7 7700
8 / 163,8 / 5,3 GHz32 MB8 MB65 W324 Euro
Ryzen 5 7600X 6 / 12 4,7 / 5,3 GHz 32 MB 6 MB 105 W 244 Euro
Ryzen 5 76006 / 123,8 / 5,1 GHz32 MB6 MB65 W237 Euro

Aufbau und Sondertests

Der Aufbau des Ryzen 9 7900X3D und der gesamten Ryzen-7000X3D-Serie ist interessant. AMD bzw. TSMC setzen auf ein bestehendes CCD noch einen weiteren Chip auf und verbindet diese beiden via TSVs miteinander. Das CCD muss dazu die notwendigen TSVs bzw. Kontaktpunkte sowie die Control- und Power-Logic bereits vorsehen, die Platzierung des SRAM-Chips muss extrem präzise erfolgen und gehalten wird dies alles rein durch Adhäsion der Kupfer-Kontaktpunkte.

Um die Frage zur Aufteilung der Kerne und Caches besser erläutern zu können, haben wir ein Schaubild erstellt, welches diese besser darstellt. Die bereits erhältlichen Modelle Ryzen 9 7950X3D und Ryzen 9 7900X3D bieten 8+8 bzw. 6+6 Kerne. Nur jeweils die Hälfte der Kerne hat den zusätzlichen L3-Cache direkt auf dem jeweiligen CCD sitzen. Das Scheduling ist also extrem wichtigen, denn während ein CCD zwar über den Cache verfügt, erreicht das andere einen höheren Takt. Je nach Anwendung kann der höhere Takt wichtiger als der zusätzliche Cache sein. Der Ryzen 7 7800X3D wird ein CCD mit diesem Cache haben – ist im Grunde also einfacher aufgebaut.

Das Scheduling stellte in den bisherigen Tests keinerlei Hürde dar.

Genau wie beim Ryzen 9 7950X3D haben wir die beiden CCDs bzw. deren Verhalten im Hinblick auf die Latenzen und Bandbreite genauer untersucht. Auffällig dabei: Die Bandbreite bis in die Caches scheint beim Ryzen 9 7900X3D bei etwas unter 2 TB/s zu liegen, während der Ryzen 9 7950X3D auf fast 2,5 TB/s kommt.

Durch die Vergrößerung der Kapazität des L3-Caches erhöhen sich die Latenzen bei Zugriffen auf diesen im geringen Maße. Die Spanne reicht von weniger als einer Nanosekunde bis zu wenigen Nanosekunden. Den größeren Cache zu haben, wiegt den Nachteil der höheren Zugriffszeiten darauf aber auf.

Ab einer Größe von etwa 1 MB werden die Unterschiede dann größer, da ja auch mehr Daten geschrieben und gelesen werden müssen. Laufen die 32 MB des CCD1 im Ryzen 9 7900X3D aber voll, muss hier auf den Arbeitsspeicher ausgelagert werden, werden auf dem CCD0 weiterhin der größere L3-Cache verwendet werden kann. Dies ist natürlich auch nur bis zu einer Größe von 96 MB der Fall, ab hier muss dann auch der CCD0 auf den Arbeitsspeicher auslagern. In dieser Hinsicht unterscheiden sich der Ryzen 9 7950X3D und 7900X3D in ihrem grundsätzlichen Verhalten nicht.

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Kern-zu-Kern-Latenzen, die allerdings keinerlei Überraschungen vorzuweisen haben. Gut zu erkennen ist der Aufbau mit zwei CCDs. Will ein Kern des CCD0 mit einem anderen Kern des CCD1 sprechen, dann liegen die Latenzen bei fast 90 ns. CCD-intern sind es etwa 25 ns.

Die beiden CCDs mit jeweils sechs Kernen takten nicht gleich hoch. Während eines Blender-Renderings haben wir den Takt aufgezeichnet und halten für den CCD1 ohne den zusätzlichen Cache einen maximalen Takt von 4.950 MHz fast. Der CCD0 mit dem 3D V-Cache kommt auf 4.775 - 4.800 MHz. Aber ein ähnliches Verhalten haben wir schon bei allen Ryzen-Prozessoren mit mehr als einem CCD gesehen – nicht nur bei den X3D-Modellen.