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All die Benchmarks und Analysen sollen aber letztendlich zu einer finalen Einschätzung führen, zu der wir nun kommen wollen.
Schaut man sich die Benchmarks der Anwendungen und Spiele an, muss man für die Core-Ultra-200S-Serie zu einer getrennten Sichtweise kommen bzw. klar unterscheiden, welchen Anwendungsbereich man abdecken möchte. Die Single- und Multi-Threaded-Leistung ist ausgezeichnet. Hier zeigt Arrow Lake keinerlei Schwächen. Bei der Leistung des Speichercontrollers bleibt festzuhalten, dass die Lesedurchsatzraten für 5.600 und 7.200 MT/s im Vergleich zu Raptor Lake etwas gesunken sind, der Schreibdurchsatz sogar deutlich mehr und die Latenzen wohl aufgrund des Chiplet-Designs ebenfalls leiden. Je nach Anwendung kann dies bereits Auswirkungen auf die Leistung haben.
Vielmehr noch aber scheint sich dies bei der Spieleleistung zu zeigen, die besonders empfindlich auf hohe Latenzen reagiert. Aber auch an dieser Stelle gilt es genauer hinzuschauen. Starfield zum Beispiel verwendet möglichst viele Kerne, auch 12 oder gar 24 wenn es sein muss. Hier scheinen die Latenzen weniger wichtig zu sein. Dies gilt auch für Marvels Spider-Man: Miles Morales oder Ratchet & Clank.
Anders sieht dies bei Cyberpunk 2077, F1 24, Control, Anno 1800 und einigen anderen aus. Hier kann es die Core-Ultra-200S-Serie bei weitem nicht mit den Ryzen-Prozessoren oder dem Vorgänger aus eigenem Hause aufnehmen und fällt sogar auf Niveau der 12. Core-Generation alias Alder Lake zurück. AMDs Ryzen-X3D-Prozessoren bleiben für Spieler die erste Wahl. Dieses Bild dürfte sich Anfang November mit dem erwarteten Ryzen 7 9800X3D noch verstärken.
Aber Intel hatte die Erwartungen dahingehend schon gebremst und somit können wir bestätigen, was schon längst die Runde macht. In der Anwendungsleistung ist die Core-Ultra-200S-Serie stark, in Spielen aber zeigen sich die Schwächen, zu deren Gründen wir nur Vermutungen anstellen können. Intel erreicht mit Arrow Lake nicht mehr die hohen Taktraten, aber daran kann es eigentlich nicht liegen, da die Single-Threaded-Leistung hoch ausfällt. Wir vermuten hier ein Zusammenspiel aus Inter-Chiplet-Kommunikation (Bandbreite und vor allem Latenzen), damit verbunden dem Speichercontroller sowie einem nicht optimalen Scheduling für die P- und E-Kerne. Letzteres sollte eigentlich ein gelöstes Problem sein, denn ein Hybrid-Design ist für Intel nicht neu.
Das Versprechen der besseren Effizienz kann Intel einhalten. Entsprechend des maximalen Power-Limits geht selbst der Core Ultra 9 285K nicht über die 250 W hinaus, dies ist aber auch für die 13. und 14. Core-Generation im Performance-Preset schon der Fall. Setzt man also alle Kerne unter Last, kommen auch der Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K auf etwa 250, 215 und 140 W. Vor allem für die beiden kleineren Modelle sprechen wir also von einer deutlichen Reduzierung. Dies zeigt sich auch an den Temperaturen, die nicht mehr derart in die Höhe schnellen.
Am deutlichsten aber zeigt sich die höhere Effizienz in Spielen. Hier kann es die Core-Ultra-200S-Serie dann auch mit den Ryzen-7000 und Ryzen-9000-Prozessoren aufnehmen, wenngleich dies nur für die niedrige Leistungsaufnahme gilt, denn die Schwächen in der Leistung haben wir bereits angesprochen. Gegen die X3D-Modelle hat Intel aber weiterhin keine Chance.
Recht wenig sagen können wir zur Leistung der integrierten GPU sowie der NPU. Die integrierte GPU ist eine Notfalllösung, wenn gerade keine Grafikkarte zur Hand ist. Eine rudimentäre 2D- und 3D-Darstellung ist möglich, spielen wird damit aber wohl kaum jemand. Die NPU stellt die niedrigste Ausbaustufe dessen dar, was Intel in seinen Prozessoren anzubieten hat. Die ein oder andere Anwendung wird darauf zurückgreifen, dies wird aber allenfalls im Hintergrund geschehen – wenn der Nutzer denn überhaupt den notwendigen Treiber installiert. Wer KI-Leistung benötigt, der wird auf die Grafikkarte zurückgreifen, die ein Vielfaches der Leistung der NPU zu bieten hat.
Intel hat in seinen eigenen Gaming-Benchmarks häufig auf APO (Application Optimization) verwiesen. Wir haben ohne diese Optimierungen getestet, die ohnehin nur für wenige ältere Spiele zur Anwendung kommt. Nur eines der von uns für die Standard-Benchmarks verwendeten Spiele unterstützt APO. Ohnehin sprechen wir hier von gerade einmal 25 Spielen. Retten kann dies die Core-Ultra-200S-Serie im Hinblick auf die Spieleleistung auch nicht.
Das Thema Overclocking konnten wir auch zeitlichen Gründen nicht weiter beleuchten. Auch hier sei auf den Tests des MSI MEG Z890 ACE verwiesen, wo wir zumindest ein leichtes Overclocking ausprobieren konnten.
Lohnt es sich?
Schlussendlich kommen wir noch zur Plattform und der Frage, ob es sich lohnt in den LGA1851 zu investieren. Ursprünglich war auch Meteor Lake für den Desktop geplant. Doch diesen Plan setzte Intel wohl aus gutem Grund nicht um, denn das erste desintegrierte Design zeigte noch viele Schwächen, die erst mit Lunar Lake und nun Arrow Lake ausgebessert wurden. Und selbst jetzt läuft es für die Core-Ultra-200S-Serie noch nicht ganz rund. Mit Meteor Lake und Arrow Lake hätte es zwei CPU-Generationen für den LGA1851 gegeben. Offiziell will sich Intel zu diesem Thema nicht äußern, aber wenn es schlecht für den Endkunden läuft, dann ist die Arrow Lake die einzige CPU-Generation für den LGA1851 und wer in diese Plattform investiert, befindet sich bereits beim Kauf in einer Sackgasse. Erst kürzlich tauchten Gerüchte zu einem Arrow Lake-Refresh auf – mehr als ein Refresh darf dann allerdings auch nicht erwartet werden.
AMDs langlebige Sockel AM4 und AM5 haben sicherlich Nachteile in der Flexibilität. Passt man deren Zyklus allerdings an neue DDR- und PCI-Express-Standards an, dann ist eine solch langlebige Plattform ein wichtiges Argument für den Endkunden, welches AMD aktuell perfekt ausspielt.
Ob es sich lohnt in Arrow Lake und den LGA1851 zu investieren, hängt aber auch davon ab, von welcher vorherigen Core- oder Ryzen-Generation man kommt. Der Besitzer eines Core- oder Ryzen-Prozessores der letzten beiden Generationen, der zusammen mit einer starken Grafikkarte in hohen Auflösungen spielt, der kann bei seiner Plattform bleiben. Wer es auf eine möglichst hohe Multi-Threaded-Leistung abgesehen hat, der kann sich der Core-Ultra-200S-Serie eingehender beschäftigen.
Womit wir dann auch beim Ende und damit den Preisen wären. Intel steigt preislich in etwa dort ein, wo man mit Raptor Lake aufgehört hat. Die Straßenpreise sind inzwischen natürlich andere, zusammen mit einem gut ausgestatteten Mainboard wird Arrow Lake aber sicherlich zu einer teuren Angelegenheit. Bei den Mainboards mit Z890-Chipsatz reicht die Preisspanne von 205 bis 1.400 Euro. "Wunschmodelle" vieler Nutzer liegen bei 700 bis 800 Euro – ein teurer Spaß.
- hohe Single- und Multi-Threaded-Leistung
- gesteigerte Effizienz
- niedrige Temperaturen
- schwache Spieleleistung
- hohe Speicherlatenzen
- hohe Plattformkosten