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Das war 2017 – Teil 1 - E bis I

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E wie exorbitant teuer

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Dass man für einzelne Hardware-Komponenten gut und gerne so viel wie für einen kompletten Kleinwagen ausgeben kann, ist nicht grundlegend neu, meist war dies jedoch nur bei teuren Server- und Profi-Komponenten der Fall. In diesem Jahr wurde es aber ganz anders, im High-End-Bereich konnte man für einzelne Komponenten schon mal mehrere Tausend Euro auf den Ladentisch legen.

Den Anfang machte die Titan Xp, welche im April als Zwitter einer Gamer- und Profi-Grafikkarte zu einem Preis von 1.349 Euro in die Läden kam und damit ganz klar die bislang meist gehaltene 1.000-Euro-Marke durchbrach. Im Laufe des Jahres wurde der GP102-Ableger um zwei Collectors-Editionen im Stile von Star Wars erweitert, die lediglich dem Bling-Bling-Trend folgend mit zusätzlicher Beleuchtung ausgerüstet wurden. Kurz vor den Feiertagen legte NVIDIA dann mit der Titan V aber noch einmal richtig nach. Für sie ruft man sogar einen Preis von satten 3.100 Euro aus. Immerhin ist es die erste Grafikkarte mit neuer Volta-Architektur. 

Doch auch Intel, AMD und andere Hersteller können richtig teuer. AMDs aktuelles Prozessoren-Flaggschiff, der AMD Ryzen Threadripper 1950X, wirft nicht nur 16 Kerne in die Waagschale, sondern wechselte zum Release auch für stolze 1.049 Euro seinen Besitzer. Inzwischen gibt es das CPU-Monster in unserem Preisvergleich aber schon für unter 890 Euro. Nicht so bei Intel: Hier bezahlt man für den Core i9-7980XE in der Boxed-Version sogar nochfast 1.900 Euro.

Die Preise für High-End-Komponenten sind in diesem Jahr somit noch einmal deutlich angezogen. Für den ambitionierten Spieler tun es aber auch weiterhin der 300-Euro-Prozessor und die 400-Euro-Grafikkarte. 

F wie Fernsehen

Lineares Fernsehen hat es in Zeiten von Netflix, Amazon Instant Video und YouTube sicherlich nicht mehr ganz so leicht wie noch vor wenigen Jahren. Vor allem die jüngere Zielgruppe, welche aus werbetechnischer Sicht für die großen privaten Sender die interessanteste wäre, wandert zunehmend auf das Internet ab und trifft dort ihre ganz persönlichen Stars wie "YTITTY", "Gronkh", "LeFloid" oder "Bibi". 

Die bekommen zunehmend Druck von ganz anderer Seite: In diesem Jahr nahmen die Landesmedienanstalten zahlreiche YouTuber ins Visier. Der Grund: Ihre Angebote auf den Streaming-Plattformen YouTube oder Twitch seien Rundfunkangebote und bedürften daher einer entsprechenden Zulassung bzw. einer Sendelizenz, für die man zwischen 1.000 und 10.000 Euro auf den Tisch legen müsste. Das betrifft theoretisch alle Kanäle, die mehr als 500 Zuschauer erreichen und Live-Inhalte erstellen. Fällig werden dann allerdings nicht nur Gebühren für den Lizenzantrag, auch ist eine solche Lizenz an zahlreiche andere Bedingungen geknüpft. So müssten die YouTuber einen Sendeplan führen, einen Jugendschutzbeauftragten stellen und dürften zudem vor 22:00 Uhr ausschließlich jugendfreie Inhalten zeigen, was auch die Spiele zahlreicher Streamer betreffen würde. 

Gegenwind bekamen einige YouTube aber auch wegen unzureichender Anzeigen-Kennzeichnung ihrer Inhalte. Der YouTuber "Flying Uwe" wurde deswegen abgemahnt und kennzeichnet fortan der Einfachheit halber all seine Videos als Werbung. Hier haben sicherlich noch einige Kanäle Nachholbedarf, ganz ausgekoren ist der Streit mit YouTube in allen Bereichen aber noch lange nicht.

G wie Grafikbeschleuniger

Die Idee klingt eigentlich nicht verkehrt: Man kauf sich ein schlankes und leichtes Notebook, dessen Hardware noch schnell genug ist, um unterwegs alle wichtigen Office-Arbeiten erledigen zu können und dessen Akku somit durchaus auch lange durchhalten kann. Zu Hause am Schreibtisch schließt man alle Geräte über ein einziges Kabel an und kann dank zusätzlicher Grafikpower gemütlich noch die eine oder andere Runde zocken.

Dank Thunderbolt 3 und der damit deutlich gestiegenen Übertragungsraten ist das im Jahr 2017 endlich möglich geworden. Mit der ASUS ROG XG Station 2 und dem ASUS Transformer 3 Pro kann man beides miteinander verbinden – das eigentlich nicht Gaming-taugliche Convertible wird so zu Hause zum schnellen Spielerechner. Allzu hoch braucht man dabei bei der Grafiklösung jedoch nicht zu greifen, denn der langsame U-Prozessor bremst die Flaggschiffmodelle wie die GeForce GTX 1070 oder die AMD Radeon RX Vega 56 schnell aus. Mit einem potenteren H-Prozessor sieht das aber schon deutlich anders aus. 

Zu Beginn des Jahres war die Handhabung solcher externen Grafikbeschleuniger, die auch den Anschluss weiterer USB-Geräte und die Integration ins Netzwerk per Gigabit-Port ermöglichen, alles andere als einfach, fast schon frickelig. Häufig gab es beim Wechsel nur noch einen schwarzen Bildschirm oder aber die Geräte mussten ständig neu gestartet werden. Im Laufe der Monate wurde dies mit neuen Thunderbolt-Firmwares und ausgereifter Hardware immer besser. Zudem wurden die Geräte deutlich kompakter und vor allem günstiger. 

Die Aorus GTX 1070 Gaming Box beispielsweise gibt es inklusive Grafikkarte im sehr kompakten Gehäuse schon für knapp 600 Euro. Für die XG Station 2 bezahlte man zu Jahresbeginn alleine fast 550 Euro und musste sich dann sogar noch die Grafikkarte besorgen. 

Wir glauben: Spätestens mit der nächsten Schnittstellen-Generation wird sich dieses Konzept durchsetzen.

H wie Halbwertszeit

Nicht jeder wechselt sein Smartphone alle zwölf oder 24 Monate, umso wichtiger ist ein möglichst langer Support-Zeitraum durch den Hersteller. Das ermöglicht das spätere Schließen von Sicherheitslücken, aber auch das Einführen neuer Funktionen - Dinge, die man als Kundenpflege bezeichnen könnte.

Viele Android-Hersteller scheinen das anders zu sehen. Günstige Smartphones erhalten meist nur wenige Monate lang neue Sicherheits-Update, umfangreiche Android-Aktualisierungen gibt es meist gar nicht. Das Resultat: Anfang Dezember kam auf etwa drei von vier Android-Endgeräten eine Version des Betriebssystems zum Einsatz, die älter als zwei Jahre war. Auf fast der Hälfte der Geräte betrug das OS-Alter drei Jahre oder mehr.

Derartige Halbwertzeiten sind nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich.

Aber nicht nur Käufer günstiger Smartphones haben damit zu kämpfen, auch am anderen Ende der Preisskala ist vergleichbares zu beobachten. Während Huawei es schafft, das Mate 10 Pro (Test) direkt mit Android 8 auszuliefern, beschränkt LG sich beim V30 (Test) Wochen später mit Android 7.1.2. Schlimmer noch: Die Südkoreaner bieten nicht einmal ein halbwegs aktuelles Sicherheitsniveau.

I wie Internet

Was ist gut und schlecht zugleich? Bei Jeopardy könnte die richtige Antwort „StreamOn" lauten. Die kostenlose Option für Mobilfunkkunden der Deutschen Telekom hat zum Ende des Jahres noch einmal für Diskussionen rund um das Internet gesorgt. Denn nach Ansicht der Bundesnetzagentur sind Teile von StreamOn schlicht rechtswidrig. Die Deutsche Telekom sieht das naturgemäß anders und verweist auf die Vorteile.

Wie gefährlich eine solche Haltung in Bezug auf das Internet werden kann, zeigen fast zeitgleich die USA. Dort wurde die Netzneutralität dank der Republikaner nahezu vollständig abgeschafft, was der Schaffung eines Zwei-Klassen-Internets Tür und Tor öffnet. Das schadet letztlich nicht nur Verbrauchern, sondern auch kleinen Unternehmen.

Was das mit StreamOn oder Vodafone Pass zu tun hat? Beide Optionen sorgen für die unterschiedliche Behandlung von Daten und Diensten. Kurzfristig mag es Verbraucher freuen, wenn Apple Music oder Netflix nicht mehr zulasten des Datenvolumens gehen, langfristig kann das aber für höhere Preise sorgen.

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (2) VGWort