Ich habe das Spiel nun seit Freitag und möchte mal eine Art erstes Fazit ziehen:
Zunächst mal was Allgemeines: OFP habe ich seinerzeit nur als Demo gespielt. Fand ich ganz nett, hatt mich allerdings nicht zum Vollpreis-Kauf bewogen. Ich habe also weder hier noch in ArmA1 das ich komplett ignoriert habe jegliche Vorerfahrungen. Seit Battlefield 2 warte ich eigentlich auf einen neuen Online-Shooter, wobei ich durchaus mehr Realismus gerne sehen würde. Bin dann per Zufall über einige Previews von ArmA2 gestoplert und fühlte mich ein wenig in ein gepatchtes "Söldner" zurückversetzt, dass mir seinerzeit wegen der offenen Spielweise, den zahlreichen Fahrzeuge und Waffen sowie dem taktischem Vorgehen gut gefallen hat. Den ersten "Horrormeldungen" zum Trotz habe ich es dann doch gekauft, weil die offensichtlichen Vorzüge einfach zu attraktiv waren. Außerdem glaube ich nicht an "unspielbare" Spiele - hatte auch mit Gothic 3 meinen Spaß und kann bis heute von technischen Fehlern abgesehen den Unmut einiger nicht nachvollziehen (seltsamerweise machten mir auch in der Release-Patch Version Wildschweine keine Probleme da sie halt entweder mit Bogen oder per Lanze vernichtet wurden - fand das Prinzip bis heute eigentlich logisch Nahkampf Monstern wie einem Wildschwein nicht mit Kurzschwertern, sondern mit Lanzen & Co zu begegnen). Aber ich schweife ab...
Nach der Installation die zumindest bei mir seltsam lange dauerte, weil das Laufwerk nicht richtig hochbeschleunigte (evtl. Kopierschutz-Maßnahme?), wurde dann auch direkt der 1.01 Beta Patch installiert. Da ich wusste, was mich für ein Spiel erwartet ging es zuallererst ins Trainingscamp. Die Umsetzung gefiel mir sehr gut - man wird nicht durch einen linearen Parcour gehetzt, sondern kann sich relativ frei bewegen und entscheiden was man macht. Entgegen mancher Kritiken die man so im Internet liest, war dieser Teil eigentlich super gemacht und wer es z.B. nicht hinkriegt seine erste Waffe abzuholen, dem scheinen die Texthilfen komplett entgangen zu sein. Zugegebenermaßen ist der Teil aber nicht "perfekt". Der Abschnitt über das Team und dem Kommandogeben ist ein wenig zu kurz geraten und teilweise sind mir die "alternativ" genannten Wege etwas zu machen nicht ganz nachvollziehbar gewesen. Selten findet man auch Stellen, wo ein Abschnitt des Textes noch in Englisch ist oder tatsächlich ein Kommando falsch (mir wurde z.B. gesagt, dass die Num Taste auf dem Numpad ins Kommando Menü wechselt, es ist aber wie auf der Rückseite das Handbuchs abgebildet die , / Entfernen Taste auf dem Numpad). Beim ersten Start der Dorf-Trainingsmission kam mir auch schon ein Gegner entgegen und killte mich als ich gerade in den Humvee gestiegen war um zum Dorf zu fahren - den Teil hätte man lockerer designen müssen. Bin im zweiten Anlauf dann auch direkt im Dorf gestorben und habe es dann ganz sein lassen - immerhin wusste ich jetzt wie wenig verzeihend / realistisch alles gehalten ist...
Mein Hauptinteresse lag zwar primär auf dem Multiplayerteil, aber bevor ich mich da blamiere ging es zunächst doch in den Kampagnen-Modus. Dieser gestaltete sich dann recht überraschend für mich. Gerechnet hatte ich mit einem kleinen Filmchen und dann der ersten Mission - im Prinzip also etwa wie bei Frontlines: Fuel of War. Stattdessen gab es eine richtige Einführung bestehend aus Gespräch des Kapitäns (oder wer das auch war) und einer kurzen Einsatzbesprechung samt Nachfragemöglichkeiten. In einer "Schulklasse" zu sitzen wo einem der Vordermann ein wenig die Sicht auf den Projektor nimmt mag banal klingen, aber ich fand's durchaus atmosphärisch und stimmig. Es folgte allerdings noch nicht direkt der erste Auftrag, sondern es gab einen Mini-Hindernisparcour der zumindest nochmal Dinge wie das Kriechen erklärt - wahrscheinlich für die ganz Harten die meinen sie bräuchten kein Training. Nach dem Fehlgeschlagen Dorf-Kampfeinsatz war ich dann auch sehr froh darüber, auf dem Deck das Schiessen mal ein wenig üben zu können. Mit frisch bestärktem Ego nach ziemlich erfolgreichem Schiessbudenschiessen gab es beim Tontaubenschiessen dann direkt einen großen Dämpfer - zumindest empfand ich 2-3 Schüsse pro Taube als nicht sehr erfolgreich (zum Glück spiele ich einen Marine und werd nicht an die Flak gesetzt
)...
Dann ging es ab in die erste Mission, bei der ich mich geistig schon ein wenig auf eine Totalpleite einstellte im Angesicht meiner Fähigkeiten kleine schnell fliegende Dinger zu treffen. Auch hier ließ die Atmosphäre in keinster Weise nach und mein nach den vorigen Erfahrungen vielleicht übervorsichtiges Vorgehen trug sogar Früchte. Ich sollte die erste Mission gleich im ersten Rutsch schaffen. Auch hier war ich überrascht von den zahlreichen Wahlmöglichkeiten die man hat (und die ich nicht direkt spoilern will) - hier gibt es definitiv Motivation alles mehrmals zu spielen. Großartige Fehler sind mir dabei nicht begegnet, wobei ich zugeben muss, dass sich der Scharfschütze irgendwo im Dorf verhakt hatte und nicht rauskam. Für den Rest der Mission musste ich also ständige Rüffel des Truppführers anhören, er solle zurück in die Formation fallen. Sehr weit habe ich den Singleplayer noch nicht vorangetrieben, doch auch das was danach kam gefiel mir bislang sehr gut...
Schließlich fühlte ich mich ausreichend vorbereitet, um mich am Multiplayer Modus zu vergreifen. Für alle die danach fragen: Es sind prinzipiell schon viele Server da, wobei es eigentlich immer nur so 3-4 sind, die große Matches im Koop gegen die KI hosten und die sehr gut besucht sind. Das ist zwar schon nicht schlecht, aber es fehlt definitv noch Auswahl. Das Hauptproblem ist sicherlich, dass dieser Koop vs. KI Modus momentan der Einzige ist der groß gehostet wird und leider wird auch immer dieselbe Mission benutzt (wohl selbsterstellt). Zunächst wird man sicherlich nur Bahnhof verstehen, da es hier keinerlei Einführung gibt. Hat man das aber einmal verstanden ist es recht simpel: Man loggt sich auf dem Server ein und sucht sich dann einen freien "Slot" (kann also durchaus sein, dass ein Server mit hoher maximaler Spielerzahl was hostet wo's nur 12 Slots gibt, worauf ich am Anfang durchaus gestoßen bin und erstmal verwirrte). Hier ist das Prinzipiell so geordnet, dass immer eine von vielen Gruppen aufgelistet wird samt der entsprechenden Rollen in der Gruppe. Durch anklicken kann man sich dann für eine Rolle entscheiden, die dann auch bestimmt was man im Spiel machen kann / sollte. Richtigen Sani spielen kann man eben nur als Sanitäter und wenn man fliegen will sollte man Pilot sein (wobei ich glaube auch Truppführer das können - zumindest habe ich es einmal als nicht Pilot hinter den Knüppel geschafft, vor dem ich dann aber doch lieber direkt wieder geflohen bin
). Das System schränkt zwar irgendwo ein ist aber ganz sinnvoll. Es beendet jedenfalls definitiv dieses Gehetze wer jetzt zuerst in den neu spawnenden Heli kommt wie man es aus BF2 kennt. Gleichzeitig ist das in der momentan quasi ausschließlich im großen Stil angebotenen Mission ein Risiko: In dieser "Air Cavalry" Mission ist man auf Transport-Helis angewiesen, da diese im Prinzip das einzige Transportmittel sind um die zig Kilometer zu den einzelnen Zielen zurückzulegen. Zum Einen resultiert das in langen Wartezeiten auf den bzw. im Heli und zum Anderen gibt es das Risiko eine Tröte als Pilot zu haben der den nächstbesten Baum rammt...
Zum Glück habe ich es zunehmend erlebt, dass hier wirklich kompetente Leute fliegen und Leute sogar aus auf der Karte markierten Evac-Zonen abholen. In dem Fall wirkt das Ganze auch unglaublich atmosphärisch. Die Koop Spiele gegen die KI haben auch überzeugt: Obwohl die KI eher einen einfachen Schwierigkeitsgrad verpasst bekommen hat macht das Kämpfen gegen sie richtig Laune und dumm würde ich sie auch nicht bezeichnen. Zumindest hat sie bislang immer zurückgeschossen (und wie) und es kam zu Situationen, die ich aus etwa Battlefield so gar nicht kannte: Man merkt zumindest einmal schmerzlich wie schlecht ein Lattenzaun als Deckung sein kann oder ist ganz konfus, wenn man vor einer Hauswand steht und man weiß, dass wenn man rechts vorbeigeht sich wieder der MG-Schütze anlegt der beim um die Ecke spähen schon das Feuer eröffnet hat und plötzlich ein Panzer der bisher eine Straße weiter ruhig rumstand zurückgesetzt hat und nun auf der anderen Seite des Hauses ein Stück weit die Straße runter steht und einfach wartet. Zumindest war das für mich ein "Aha-Moment", da ich komplett umdenken musste und nicht wie in Battlefield Manier einfach mal über die Straße gewetzt wäre / den MG Schützen besiegt hätte. Vorrücken von der Position aus ist einfach nicht möglich und so muss man entweder zurück so gut es geht und es anders probieren oder man hat ein Team das einem hilft. Wenn man dann mit Leuten spielt, die nicht in voller Montur durch die Gassen hasten und sich beschweren, dass sie schon wieder gestorben sind ohne den Gegner auch nur gefunden zu haben, oder die nicht die eigene Basis wegsprengen / Teamkillen, dann macht das trotz der "langsamen Action" einfach nur richtig Spaß...
Allerdings gibt es auch einige Dinge die nicht so gut sind bzw. fehlen:
Die Bedienung an sich wirkt etwas hölzern - vor allem das Einsteigen in die Helis ist teilweise etwas fummelig wenn man mal wieder nicht an der richtigen Stelle steht um die Einsteigen Aktion aufzurufen. Auch das "Klettern" über kleine Hindernisse wie flache Mauern / Zäune wirkt komisch, da sich hier sehr gemächlich rüberschwungen wird - solche Wege kann man eigentlich nur nehmen, wenn man recht sicher ist nicht unter Beschuss zu geraten. Wenn doch muss man damit leben für gefühlte drei Sekunden an Ort und Stelle zu stehen. Oftmals wird auch beschrieben, dass die ganze Tastatur voll mit Kommandos belegt ist und das alles total kompliziert wäre. Das kann ich so nicht bestätigen: Klar hat man schon so einiges an Tasten, aber zum Einen kann alles Wichtige auf den drei Vierteln der DINA5 Handbuch Rückseite aufgelistet werden (wobei da auch Steuerung von Boden- und Luftfahrzeugen zugehört) und die Hälfte der Befehle nur für komplizierte Kommando Befehle an die eigene Truppe nötig ist...
Als "einfacher Soldat" spielt sich das fast genauso wie jeder gängige Shooter was die Steuerung angeht. Trotz der zahlreichen Kommando-Befehle fehlen mir dennoch einige grundlegende Sachen sehr. Die ganzen Menüs sind auf ich würde sagen "Sonderfälle" spezialisiert. Wenn ich also z.B. die "8" drücke, öffnet ein Menü wo ich eine Formation wählen kann die mein Team annehmen soll, drücke ich eine "7" kann ich das Kampfverhalten beeinflussen. Das ist auch alles so in Ordnung, es fehlt nur leider eine ganze Palette von Radio-Nachrichten für den einfachen Soldaten an der Front. Kämme man etwa im Team in einer Reihe durch eine Stadt und man sieht einen Panzer vorbeidüsen, so gibt es kein "Achtung, Panzer gesichtet" oder zumindest "Achtung Feind gesichtet" während man den Panzer ansieht und irgendwas drückt. Der wird zwar mit Sicherheit als Symbol auf der Karte landen, aber die muss man unter Ladezeit und Immobilität erstmal aufrufen was eher inpraktikabel wenn auch notwendig ist. Während einige Dinge fehlen, bieten sich gleichzeitig einige Unsinnige Sachen. So kann man etwa ein "Wo ist ihre Position?" offensichtlich an den Teamleader ablassen aber eine Möglichkeit zu Antworten scheint es nicht zu geben. Beim Respawnen gibt es allerdings eine automatische Positionsmeldung. Hier lässt der Alter Ego dann einen Spruch ab von wegen man ist im Planquadrat 01020304 oder so. Könnte man auf der Karte sicherlich nachschauen, aber ist total unnütz. Was ebenfalls in den Bereich hölzerne Steuerung fällt ist das Befehligen eines Teams. Man kann eben leider nicht die Karte aufrufen, das Symbol einer der Untergebenen anklicken und dann einen Wegpunkt setzen. Das muss alles aus der Ego-Schulterperspektive gemacht werden, wo man auch nie so richtig weiß wer jetzt wo ist. Man kann sich zwar immer nach den grünen Rauten umsehen mit denen die Teammitglieder markiert werden, aber das ist umständlich. Im Endeffekt habe ich auch noch nie einen Leader erlebt, der nennenswert Befehle vergibt. Ein Grund ist sicherlich der, dass man so schnell stirbt, dass man quasi nie das gesamte Team beisammen hat und ständig nachzuhalten wer jetzt noch da ist und wer 10km entfernt in der Basis neu gespawnt ist - das ist inpraktikabel und überflüssig...
Auch finde ich es schade, dass im Multiplayer das Fallschirmspringen nicht so ganz funktioniert wie es soll. Springt man ab öffnet sich sofort der Fallschirm und danach wirkt man wie ein Fähnchen im Wind: Man wird irgendwie hin und hergeschleudert, kann nicht lenken und schwebt schnurstracks zu Boden. Es fehlt die Kontrolle sowie der anfängliche freie Fall (auch wenn die Hälfte der Leute dann sicherlich das Leine ziehen nicht raffen würden und einfach aufklatschen würden
)...
So gesehen hat mir der Singeplayerteil bisher sehr gut gefallen und auch der Multiplayer Teil hat großes Potential. Was schreibe ich hier denn "auch" - im Prinzip ist gerade der der Hauptkern des Spiels - ich würde mir allerdings mehr Vielfalt bei Server & Missionen wünschen. Auch sollte man vielleicht das Squad System in irgendeiner Art und Weise überdenken, so dass es innerhalb eines Squads zu mehr Teamwork kommt. Momentan hat diese Zugehörigkeit nämlich gar keinen Sinn - man kämpft mit dem der neben einem steht...
Ist jetzt doch weitaus länger geworden als geplant - ich hoffe man konnte ein wenig den Eindruck bekommen, wie es sich so spielt, wenn man quasi komplett neu in eine Simulation dieser Tiefe einsteigt. Es gibt zwar definitiv Verbesserungsbedarf der sicherlich auch genannt gehört, aber in all dem Genörgel geht meiner Meinung nach eine Sache unter: Es macht Spaß! Man kann sich ellenlang über eine dumme Veraltensweise einer KI in einer Situation ärgern oder man spielt einfach und hat Spaß...
Ich habe den Kauf zumindest in keiner Weise bereut...
Mahlzeit
Käsetoast