Ja und da scheitert es oft schon, denn diese Indoktrination, durch Erziehung und Schule, Leistungsgesellschaft, Medien uvm. lassen viele Menschen glauben, dass eben die eigene Entscheidung, nicht mehr sinnvoll ist, bzw. lassen sie denken, dass sie selbst entscheiden, obwohl es nicht so ist.
Das Koordinatensystem ist gut und schön, nur wirklich frei entscheiden, da müssen schon sehr viele Schritte gemacht werden und eine Menge an Grundwissen über sich und seine Umwelt vorhanden sein. Ich präge maximal meine Umwelt, aber nicht die Gesellschaft
Du verwendest hier harte Worte. Ich bin auch jemand, der seine Umwelt permanent hinterfragt, aber ich komme zu anderen Ergebnissen. Jede Form von Erziehung ist eine "Indoktrination". Und dabei passiert folgendes: Die Eltern - oder wer auch immer die Erziehung übernimmt - gibt sein Wissen weiter, wie er oder sie Glücklich geworden ist, einen Platz in der Gesellschaft gefunden hat und die vielleicht unerfüllten Wünsche gleich mit. Das ist ganz unabhängig von der "Leistungsgesellschaft" und den Medien. Die Schule ist auch immer so ein Spannungsfeld: welche Informationen sollen an die nächste Generation weitergegeben werden? Was ist wichtig? Ich sträube mich dagegen, Medien und Schule und Erziehung in einen Topf zu werfen. Das ist oft genug Gegenstand von gegenseitiger Kritik, zumindest habe ich das noch nicht erlebt, dass in "den Medien" und "der Schule" der jeweils andere Part gut weggekommen wäre.
Warum ich "die Medien" schreibe: Bei dem Einblick in die Kreative Branche, den ich als Außenstehender gerade habe, sind mir ein paar Sachen aufgefallen: Zum einen gibt es "das Internet" in seiner unorganisierten Form in dem jeder Schreiben und Verbreiten kann worauf man gerade Lust hat. Und zum Anderen die "etabilierten Medien" in Form von Zeitungen, Radio, Fernsehen. Quasi die traditionellen Top-Down-Medien. Da ist es so, dass die Leute in ihrer eigenen Welt leben. Ebenso wie mitunter aufgrund der Arbeitszeiten etc. Sozialeinrichtungen ihre eigene Welt bilden. Das zieht einen gewissen Typ Mensch an, der darin einen Weg sieht jenseits der Politik im Staat "aufzusteigen", Karriere zu machen und die Geschicke des Landes zu beeinflussen. Das ist an sich noch gar nicht so schlecht. Nur sind die Karrieretypen da mittlerweile komplett abgehoben. Und wenn Stücke über Karriere, Lebensweg, Druck am Arbeitsplatz, etc. geschrieben werden, ist damit die Blase der Medienschaffenden gemeint, nicht unbedingt der Rest der Welt. Und da verlieren einige die Bodenhaftung. Das trifft selbst lokale und regionale Zeitungen.
Karrieristen sind ein Übel für jedes Unternehmen, weil sie nur die eigene Position im Blick haben, nicht das Unternehmen selbst. Egal ob es jetzt die Betroffenen im VW-Dieselskandal, die Chefredakteurin die sich mit Stücken über "Karriere" von der unbezahlten Praktikantin "hochgearbeitet" hat und nun an "Burnout" leidet ist, der Abteilungsleiter einer Gesundheitseinrichtung, der zwar von Behandeln Ahnung hat aber keine von Verwaltung oder der Chef eines Mittelständlers, der sein Produkt nicht kennt.
Nun drifte ich aber ab; Der Punkt ist: Die "Leistungsgesellschaft" ist eine Illusion, die die Medienschaffenden sich selbst erschafft haben. Vielleicht ist das nur mein Eindruck, aber dass ausnahmslos alle aus dem Bekanntenkreis in Firmen arbeiten, für die ein gutes Klima wichtiger ist als "höher, schneller, weiter" lässt mich an dem Begriff zweifeln. Oder sind es alles Ausnahmen?!
Und noch was: Die vollkommen freie Entscheidung ohne Einfluss von Außen halte ich ebenfalls für eine Illusion. Sobald man andere Menschen kennt, werden die ihre Wünsche oder Vorstellungen äußern. Und selbst wenn sie es nicht tun, wird man diese Vorstellungen anhand des Verhaltens und deren Entscheidungen extrahieren. Die freie Entscheidung ist jedoch auch in einem Spannungsfeld immer gegeben. Vor ein paar Jahren gab es in meinem Freundeskreis ein Drama, nachdem ein Kumpel auf eine Kumpeline stand und sie aber auf einmal einen Freund (von außerhalb der Clique) hatte. Er hat "uns" vor die Wahl gestellt "sie oder ich"; Letztlich lief es darauf hinaus, dass sie sich gedacht hat sie hat auf die Spiele keine Lust. Aber wie soll man sich zwischen Freunden entscheiden? Bzw. wenn man mit beiden befreundet bleibt - wen läd man ein?