So Leute, heute brauch auch ich mal euren Rat
Wobei dies eher an meine Freundin geht, ich bin da eher "zwischengequetscht".
Manche erinnern sich vielleicht noch an das Verhältnis zwischen meiner Freundin, ihren Eltern und mir. Wir sind nun bald 3 Jahre zusammen. Leider war es von Anfang an nicht möglich zu den Eltern (hauptsächlich die Mutter) ein normales Verhältnis aufzubauen. Ich wurde von Anfang an nicht gemocht, bevor man mich überhaupt kannte, geschweige meinen Namen wusste. Unser erstes Treffen (mit meiner Freundin) verlief so, dass ich mich von Anfang an in eine Pension einmietete, da ich dort natürlich auch nicht schlafen durfte im Haus. Dass ich über 100km mit dem Zug in dieses Nest fahre war auch nichts, was meine Position stärkte. Aber damit kam ich noch zu recht. Am Ende bin ich jeden Morgen und jede Nacht 2km mit einem geliehenen Rad von Dorf zu Dorf gefahren, habe zusammen mit meiner Freundin die Pension bezahlt, habe immer fleißig Guten Tag gesagt, sobald ich jemanden traf, habe mich so gut es geht versucht zu integrieren und habe mich überhöflich verhalten. Am Ende fuhr ich mit der Hoffnung, dass der Eindruck nun besser von mir sei. Was war, war genau das Gegenteil. Es gab endlich handfeste Gründe, warum ich nicht gut sei: Ich blieb zu lange, ich hätte nicht immer Guten Tag gesagt und ähnlich gelagerte Gründe. Danach habe ich die Leute bis heute nie wieder gesehen. Auch weil ich mich absichtlich ferngehalten habe, aber hauptsächlich, weil ich das Haus nicht mehr betreten dürfe.
Nun ist meine Freundin glücklicherweise damals relativ schnell (und weit weg) ausgezogen. Dadurch waren schonmal Großteile der Kontrolle ihrerseits nicht mehr möglich und hat meine Freundin auch merklich stabiler gemacht in ihrem Dasein.
Was danach passierte war aus meiner Sicht etwas, was meiner Freundin heute zum Teil wieder retour kommt. Sie hat mich ausgeklammert, wenn sie dort zur Besuch war. Sie spricht über sich, als wäre sie allein. Waren wir Currywurst essen war sie vor ihren Eltern Currywurst essen. Das ist nicht gelogen, aber absichtlich kurz gehalten. Und das hat den einfachen Hintergrund, dass sie den drohenden Konflikt aus dem Weg gegangen ist. Und so lief das auch eine Weile gut für meine Freundin. Ich konnte damit leben und meine Freundin hatte ein etwas normaleres Verhältnis wieder gehabt. Das war aus meiner Sicht auch viel Selbstbetrug, den ich nachvollziehen kann. Sie hatte immer die Hoffnung, dass es sich mal alles bessert und auch ihr Urverlangen gefüttert, nämlich die Liebe, die sie sich von ihren Eltern / ihrer Mutter wünscht.
Gestern brach das Bild zusammen. Dieses Wochenende ist Familientreffen, sie wird von ihren Eltern abgeholt und es war klar, dass die Mutter/Eltern in die Wohnung will/wollen. Nun bin aber ich auch hier. Deshalb gab es eine Vorwarnung. Meine Freundin wollte erst, dass ich mich nach draußen setze in ihrer Angst. Ich habe dann mit ihr geredet, dass das nicht der Weg sein kann, dass sie erwachsen ist und, dass das hier ihr Reich ist. Das wollte sie im Kern auch, ihre Angst war aber sehr groß. Sie hat sich dann dafür entschieden, ihre Mutter zu sagen, dass ich anwesend bin. Und da brach alles zusammen und es wurde sehr deutlich, dass ich nahe am Hass stehe für diese Frau/Eltern. Man verachtet mich buchstäblich und ich weiß nicht warum. Ich werde es zu nichts bringen, ich will mich nur breit machen, ich bin in ihren Augen eigentlich der letzte Assi-Junkie-Abschaum, den RTL nicht besser darstellen kann. In der Abwesenheit meiner Freundin werde ich die Wohnung hier komplett zerlegen und alles verdrecken. Und ich kann euch verdammt nochmal nicht sagen, wie das eigentlich sein kann, dass so ein Bild von mir entsteht, ohne, dass ich auch nur ansatzweise irgendwas in die beschriebene Richtung tue und bin. Ich achte auf mich, ziehe mich überlegt an, ziehe niemanden irgendwelches Geld aus den Taschen und habe wahrscheinlich eher ein Putztick, als das Gegenteil. Meine Freundin sagt selbst, hier sehe es besser als vorher aus
Auf mich wirkt das einfach nur völlig unreal, als wenn dort von zwei Menschen gesprochen wird. Und alle Gegenargumente helfen da nichts, meine Freundin hat schon zu allem etwas gesagt, das wird stumm zur Seite geschoben und es kommen andere, surreale Dinge. Wenn man schon beim Thema ist, kam natürlich auch zur Sprache, dass wir zusammenziehen wollen. Da ist dann selbst der stumme Vater, der nie etwas sagt, ausgerastet. Sie bitten sie wortwörtlich inständig darum, dies nicht zu tun, sie käme nie wieder raus und ich würde mich endgültig breit machen.
Nun muss man den Standpunkt meiner Freundin sehen. Sie ist Zeit ihres Lebens unterdrückt worden in ihrer Entfaltung. Kein Armband hier, kein Ohrring dort, abgetragene Klamotten der Cousinen aus dem Dorf, keine Schminke und vieles mehr. Wenn doch, dann brach die Hölle aus. Gebrüll, Ausschluss, Verbote. Kein Teller für sie am Tisch (das wurde übrigens bis zu ihrem Auszug so gelebt), kein rausgehen, keine Freunde (die sie dann auch irgendwann nicht mehr hatte). Liebe gab es in Form von Geld. Keine Empathie, sie heult? Aufhören, sonst schlägt der Vater noch fester auf den Po (Kindheit).
Sie ist aus den Erfahrungen heraus kein Mensch der Konflikte gegenüber ihrer Mutter. Sie bricht nachwievor in Tränen aus, sie bricht regelrecht zusammen und kann dem nicht standhalten. Und hier kommen ganz perfide Dinge aus meiner Sicht dazu, die meiner Freundin so nie bewusst waren, aber aus meiner Sicht auffällig sind. Die Mutter schafft es perfekt sich aus der Verantwortung zu ziehen und andere den Täterstempel zu verpassen, während sie in der Opferrolle ist. Somit wird das eigentliche Opfer zum Täter deklariert und erfährt noch viel mehr Leid und Selbstzweifel. Zum besseren Verständnis: Die Mutter drehte den Spieß der Vorwarnung um, aus der Vorwarnung, dass ich hier sei, wurde: "Du willst nicht, dass ich reinkomme." Trotz der Erklärung, dass dies nur eine Vorwarnung wäre, eigentlich etwas Gutes für sie, und ich sogar bereit wäre die Wohnung kurzzeitig zu verlassen, wurde meiner Freundin daraus der Strick gedreht. Nein, viel eher wurde ihr weiter ein schlechtes Gewissen gemacht: Sie hätte sich so gefreut die Wohnung mal wieder sehen zu können, das kann sie nun nicht mehr. Und davon gibt es viele gleichartige Beispiele. Und das trifft, das trifft jedes Mal, meine Freundin weiß, dass es Schwachsinn ist und spürt den Schmerz dennoch. Es ist in ihr verwurzelt. Sie bekommt automatisch ein schlechtes Gewissen und Zweifel.
Ich für mich nehme das Ganze mittlerweile so wahr, dass diese Frau aus mehreren Gründen so handelt, wie sie handelt. Zum Einen ist sie von Haus aus absolut negativ und alles was von Außen ins Dorf kommt ist "gefährlich". Als nächstes habe ich das starke Gefühl, dass sie trotz ihrer fehlenden, zeigbaren Liebe, ihre Tochter binden will an sich und ich teils als der "Wegnehmer" positioniert bin. Sie hat vielleicht nicht akzeptieren können, dass ihre Tochter erwachsen ist und lange nicht mehr Teil dieser Strukturen ist. Meine Freundin beschreibt es als Dorfsekte. Und ich denke meine Freundin hat sich nie 100% mit beiden Beinen gelöst von dort. Vor allem geifert sie nach die Liebe ihrer Mutter. Ich bin mit ihr bereits mehrere Szenarien durchgeganen, da sie sich zwischen zwei Stühlen fühlt. Ich habe mit ihr darüber gesprochen, wie eine Trennung verlaufen würde meiner Ansicht nach. Ich wäre weg, es käme der nächste und dort passt u.U. etwas anderes nicht aus Elternsicht und das gleiche Spiel ginge von vorne los. Ich denke also, dass eine Trennung nicht zum Ziel führen würde, maximal eine temporäre Pause. Ich denke, das Kernproblem liegt woanders, in fehlenden Grenzen und Selbstbewusstsein der Mutter gegenüber. Bis hierhin und nicht weiter. Ebenso sie zur Liebe zu bewegen wird nicht zur Realität werden aus meiner Sicht.
Viel geworden, aber auch vieles da. Ich suche Richtungen. Ich habe mir viel Gedanken gemacht mit ihr, aber man trägt nie die einzige Wahrheit in sich und wer das meint liefern zu können, der ist davon noch viel weiter entfernt. Ich will mein Bild mit weiteren Meinungen füllen. Für uns kam bereits der Gedanke einer Therapie auf. Ich denke, jemand, der professionell von Außen ihr das System ihrer Familie analysieren und aufzeigen kann, wäre nicht unbedingt schlecht.