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Chiplets, RDNA 3 und Größe ist nicht alles

Die Radeon RX 7900 XTX und XT im Test - Fazit

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AMD ist zurück! Hatte man bei der Radeon-RX-6900-Serie nicht den Eindruck, dass AMD seinen Konkurrenten NVIDIA wirklich angreifen kann, sieht dies für die Radeon RX 7900 XTX und Radeon RX 7900 XT schon deutlich besser aus. Wie so häufig gibt es keine allgemein-gültige Aussage, die alles in einem Satz zusammenfasst und so wollen wir die Ergebnisse etwas aufschlüsseln:

Bei den Spielen gibt es das typische Bild: Es gibt Titel die favorisieren den einen Hersteller und solche, die dem anderen Hersteller besser liegen. Dies führt dann auch dazu, dass eine Radeon RX 7900 XTX hin und wieder gleichauf oder gar vor der GeForce RTX 4090 liegt und mal sogar hinter einer GeForce RTX 3090 Ti – die Schwankungen können hier je nach Spiel und Auflösung also groß sein. Für die Radeon RX 7900 XT bleibt festzuhalten, dass diese noch einmal 15 % hinter dem Spitzenmodell liegt und ihren Gegenspieler in Form der GeForce RTX 4070 Ti noch bekommen wird.

Generell gesagt, bildet sich ein Eindruck, den wir auch schon bei der Radeon-RX-6900-Serie beobachten konnten. Halten die Karten mit AMD-GPU bei FullHD und QHD noch ganz gut mit, werden sie in UHD von der Konkurrenz abgehängt bzw. fallen deutlich weiter zurück. Der Infinity Cache könnte hier eine Rolle spielen. Die Hit Rate für erfolgreiche Zugriffe auf diesen Cache ist bei niedrigeren Auflösungen größer, als bei höheren. Da AMD die Kapazität des Infinity Cache von 128 auf 96 MB reduziert hat, könnte dieser Effekte umso deutlicher zum Vorschein treten. Zwar hat AMD in der Architektur und dem Aufbau Maßnahmen ergriffen, die dagegen arbeiten sollen und den Infinity Cache effektiver machen, ob diese aber auch in der geplanten Form gefruchtet haben, bleibt offen.

Schaltet man die Raytracing-Effekte ab, steht AMD ingesamt etwas besser dar, als wenn diese eingeschaltet sind. Die reine Leistungskrone bleibt also im grünen Lager.

Aber zum Gesamtbild gehört nicht nur die reine Leistung. Schaut man auf die Leistungsaufnahme, ist es beeindruckend, was AMD hier aus den Karten herausholt. Eine Radeon RX 7900 XTX verbraucht etwa 350 W und kann damit eine GeForce RTX 4090 angreifen, die im Zweifel auch 450 W für sich beanspruchen kann. Die Radeon RX 7900 XT liegt bei 300 W – Zahlen an die man sich erst einmal wieder gewöhnen muss, der aber auch eine gewisse Vernunft ausstrahlen. Allerdings muss man auch der GeForce RTX 4080 mit ihren 320 W zugestehen, dass diese effizient ist. Die Radeon RX 7900 XTX musste AMD also womöglich etwas zu hoch treiben, was an der Effizienz nagt.

Aufgrund des guten Kühlers bedeutet dies auch, dass die Lautstärke und Temperaturen der Karte sehr positiv ausfallen. Kühl und leise – so kann das Fazit aus diesem Bereich lauten. Erwähnt sei aber auch, dass eine Radeon RX 7900 XT sich in der Spitze ebenfalls bis zu 350 W genehmigen kann und eine Radeon RX 7900 XTX auf über 400 W kommt – zumindest für wenige Millisekunden. Die Idle-Leistungsaufnahme kann hoch ausfallen. 50 bis 60 W, wenn es die Karte nicht schafft in den Stromsparmodus zu wechseln. Gründe dafür können eine einfache Wiedergabe von Video oder der Multi-Monitor-Betrieb sein. Bei UHD und 60 Hz an einem Monitor haben wir in der Testphase aber auch hin und wieder 60 W an Verbrauch gesehen. Hier wird (und muss) AMD noch per Treiber nachliefern.

Das Vorhandensein von DisplayPort 2.1 und eines Hardware-Encoders für AV1 ist sicherlich auch ein Punkt, der die Radeon-RX-7900-Karten zukunftssicher wirken lässt. Auf ein FSR 2, Radeon Boost, Chill und viele der weiteren Hard- und Software-Funktionen müssen wir nicht noch genauer eingehen. Unsere Tests der TDP-Skalierung zeigen, dass AMD einen guten Betriebspunkt für seine GPU gefunden hat.

Aus einer rein technischen Betrachtung faszinierend, ist die Technik hinter der Fertigung der GPU. AMD hat es einmal mehr geschafft, offenbar zur richtigen Zeit auf die richtige Technik zu setzen und auch bei der Umsetzung ein gutes Händchen zu haben. Die Navi-31-GPU ist mit ihrem GCD und den sechs MCDs nicht ein, sondern gleich mehrere imposante Stücke an Silizium, die mit einem modernen Packaging-Verfahren zusammengebracht werden. Im Zusammenspiel mit 20/24 GB an Grafikspeicher sowie der guten Fertigungsqualität des PCBs machen die beiden Referenzkarten einen extrem hochwertigen Eindruck.

Die letzte noch offene Frage ist der Preis. AMD gibt für seine Referenzkarten einen Preis von 1.149 Euro für die Radeon RX 7900 XTX und 1.049 Euro für die Radeon RX 7900 XT an. Damit reißt AMD zwar die vierstellige Marke, tut dies aber weniger deutlich als viele sicherlich erwartet hätten. So positioniert sich AMD preislich äußerst attraktiv zur GeForce RTX 4080. Diese startet aktuell ab 1.350 Euro und 200 Euro repräsentieren in etwa den Leistungsunterschied der Karten. Nun müssen die Karten ab morgen aber auch zu diesem Preis erhältlich sein und daran gibt es große Zweifel. AMD wird dem Ansturm wohl kaum etwas entgegenzusetzen haben. Auch einige Partner werden das AMD-Referenzdesign verwenden und ihre eigenen Aufkleber auf die Lüfternaben setzen. Bei den Custom-Designs gibt es aber noch größere Fragezeichen zur Verfügbarkeit.

Positive Aspekte der AMD Radeon RX 7900 XTX:

  • kann mit der GeForce RTX 4090/80 mithalten
  • vergleichsweise geringe Leistungsaufnahme
  • niedrige Temperaturen
  • niedrige Lautstärke
  • geringe Abmessungen der Karte

Negative Aspekte der AMD Radeon RX 7900 XTX:

  • kann hohe Idle-Leistungsaufnahme aufweisen
  • Leistungsniveau sinkt bei höheren Auflösungen leicht

Positive Aspekte der AMD Radeon RX 7900 XT:

  • geringe Leistungsaufnahme
  • niedrige Temperaturen
  • niedrige Lautstärke
  • geringe Abmessungen der Karte

Negative Aspekte der AMD Radeon RX 7900 XT:

  • kann hohe Idle-Leistungsaufnahme aufweisen