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AMD im Jahre 2015 - Ein Unternehmen im Umbruch

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AMD im Jahre 2015 - Ein Unternehmen im Umbruch
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Es sind schwierige Zeiten für AMD. Die Absätze der Prozessoren sind auf einem historischen Tief, Neuentwicklungen für die Carizzo-Prozessoren für den mobilen Markt zünden nicht wirklich und auch der einst so starke Markt bei den diskreten Grafikkarten scheint für AMD längst kein Garant für schwarze Zahlen mehr zu sein. Die großen Umstrukturierungen begannen bereits im Januar. Mit Byrne, LaForce und Naik verließ ein Dreierteam die Führungsspitze des Unternehmens. Darauf folgten die Bekanntgabe von hohen Verlusten und eine Umsatzschwund für das vierte Quartal 2014, das erste Quartal 2015 und zweite Quartal 2015. Die immer wieder aufeinanderfolgenden Negativmeldungen wurden nur von wenigen Lichtblicken erhellt. So wurden auf dem Financial Analyst Day im Mai die Roadmaps für die kommenden Jahre in den verschiedenen Produktkategorien vorgestellt. Auch die Veröffentlichung der neuesten GPU-Generation namens Fiji Anfang Juni und die darauffolgende Präsentation der Radeon R9 Fury X und Radeon R9 Nano gelten sicherlich als Lichtblick.

Der Aktienkurs von AMD in den vergangenen 12 Monaten

Historisches Tief: Der Aktienkurs von AMD in den vergangenen 12 Monaten

Der Presse wird meist eine Berichterstattung zum Nachteil AMDs nachgesagt. Doch so gerne wir die positiven Meldungen in den Fokus rücken möchten, so häufig mussten wir auch über Klagen wegen hoher Abschreibungen, eine eventuelle Aufspaltung des Unternehmens oder den Kauf durch Samsung sowie durch Microsoft und Qualcomm berichten. Zuletzt wurde erneut eine Gewinnwarnung ausgegeben und einzelne Projekte mussten gestrichen werden (z.B. das Projekt Skybridge). Umso gespannter darf man auf die nächsten Quartalszahlen sein.

Noch keinen Einfluss auf diese hat das, was Dr. Lisa Su als CEO von AMD im Sommer verkündet hat. So hat man eine Radeon Technologies Group gegründet, die sich auf das Kerngeschäft, die neue Entwicklung von GPU-Architekturen konzentrieren soll. Vor neun Jahren kaufte AMD die Grafikschmiede ATI und pflegte mehr und mehr GPU-relevante Technologien in die komplette Produktreihe ein. APUs und HSA sind nur einige Stichworte dieser Entwicklung – doch bislang zeigen sich auch die APUs nicht als Heilsbringer für das Unternehmen AMD. Mit der Radeon Technologies Group macht AMD wieder einen Schritt in die andere Richtung, was zunächst etwas abwegig klingt. Es führt die Anstrengungen der vergangenen Jahre sozusagen ad absurdum. Diskrete Grafikkarten sind ein starker Bestandteil von AMDs Produktportfolio, doch auch dieser starke Bereich schien in letzter Zeit zu schwächeln. Zuletzt fiel der Marktanteil bei den Desktop-Grafikkarten auf unter 25 %. Mit dem Fokus auf die Grafiktechnologie möchte AMD die alten Stärken wiederbeleben und sich nicht mehr in zahllosen Einzelprojekten mit GPU-Integration verlieren. Daher ist auch die Wahl der Kopfes dieser neuen Einheit nur logisch.

AMD: GPU und HBM auf dem Interposer

AMD: GPU und HBM auf dem Interposer

Lisa Su verknüpfte das Gelingen von Schlüsseltechnologien wie der High Bandwidth Memory bei den GPUs aber auch die Zen-Architektur bei den Prozessoren fest mit dem zukünftigen Erfolg oder Misserfolg bei AMD. Der Weggang von Jim Keller als Kopf hinter der Entwicklung zukünftiger CPU-Architekturen dürfte kurzfristig keine großen Auswirkungen haben, kann längerfristig aber auch kein gutes Zeichen für AMD sein.

Erst heute tauchte eine Meldung auf, die eine weitere Einsparung bei AMD einläutet. So sollen etwa fünf Prozent der Belegschaft entlassen werden, was der seit Jahren vorangetriebenen Sanierungswelle einen neuen Schub verleihen würde. Gespräche mit Investoren scheinen in letzter Zeit auch schwieriger zu werden – größere Finanzspritzen sind also vermutlich ebenfalls nicht zu erwarten.

[h3]Mögliche Folgen[/h3]

Nicht zuletzt durch den Kauf von ATI besitzt man bei AMD das Potenzial auch in Zukunft bestehen zu können. Die Probleme sind ausschließlich hausgemacht, mit dem Rückgang der Nachfrage am PC-Markt hätte man besser umgehen können. Die Erwartungen an die Zen-Architektur bei den Prozessoren sind groß, ob dieser Druck sich auch in guten Produkten ausdrückt, wird sich noch zeigen müssen. Da Jim Keller an der Entwicklung beteiligt war, darf man hier positiv gestimmt sein. Die Athlon- und Athlon-64-Prozessoren bzw. K7- und K8-Architekturen wurden unter seiner Leitung entwickelt und auch der aktuelle Erfolg der Apple-eigenen SoCs basiert auf seiner Arbeit bei Apple vor seiner Rückkehr zu AMD.

Weitaus besser sieht es bei den GPUs aus, auch wenn die Zahlen selbst hier rückläufig sind. Die aktuellen Fiji-GPUs zeigen aber einmal mehr, wo die Stärken von AMD liegen. Die Basis wurde mit der Graphics-Core-Next-Architektur gelegt, mit Fiji wurde die Effizienz weiter gesteigert und die Radeon R9 Fury X sowie Radeon R9 Nano zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Ein weiterer großer Sprung könnte mit den zukünftigen Fertigungstechnologien geschehen.

AMD Radeon R9 Nano

Bildergalerie der AMD Radeon R9 Nano – ASUS GeForce GTX 970 Mini OC (unten) und Radeon R9 Nano (oben)

Aber nicht vergessen darf man, dass die anderen Hersteller nicht schlafen. Intel wird den Druck bei den Prozessoren weiter beibehalten, auch wenn man sich hier eine abflachende Entwicklungskurve nachsagen lassen muss. NVIDIA wird mit der Pascal-GPU im kommenden Jahr zum nächsten Schlag ausholen und dann ebenfalls auf HBM setzen. Aus technologischer Sicht geht AMD meist voran: PCI-Express, Mantle/DirectX 12, HBM – doch meist gelingt es AMD nicht daraus Kapital zu schlagen. Die Radeon Technologies Group soll den Fokus wieder in die richtige Richtung führen. AMD will die Gelder für Forschung und Entwicklung erhöhen, doch eben diese Investitionen werden für AMD immer schwieriger zu realisieren. Ein Patentrezept haben wir sicherlich nicht, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Was uns bleibt, ist zu hoffen, dass AMD wieder den richtigen Weg findet, dann es wäre schade den einzigen Konkurrenten zu Intel und NVIDIA zu verlieren. Kartellrechtliche Fragen stehen natürlich auf einem anderen Blatt und könnten dies ebenfalls noch etwas herauszögern.

Ein Kommentar von Andreas Schilling. Die Ausführungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der gesamten Redaktion wider.

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