The Leftovers
Eine dieser Serien die doch etwas mehr Geduld erfordert und nicht jede Folge wirklich toll ist. Die Story wird allerdings doch ganz gut erzählt, wenn man sich mal auf den Erzählstil eingelassen hat. Viele offene Fragen werden Stück für Stück beantwortet, man bekommt bestimmte Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven vermittelt, sodass am Ende einer Staffel auch die Motivation der Figuren/Gruppierungen deutlicher wird. Manchmal lassen einen bestimmte Szenen oder ganze Folge völlig ratlos zurück, manchmal kann es recht frustrierend sein die Entscheidungen der Charaktere nachzuvollziehen, manchmal weiß man auch nicht was da jetzt eigentlich abgeht. Alles baut aufeinander auf, Details sind oft recht wichtig - somit keine Serie die man mal nebenher im Hintergrund laufen lässt.
Thematisch recht interessant, auch grade weil diverse Strömungen beleuchtet werden wie die Gesellschaft mit bestimmten (persönlichen) Krisen umgeht, usw. - besonders gut gelungen ist meiner Meinung nach aber die Art und Weise wie man an all das heran geführt wird, wie die Serie Erwartungshaltungen aufbaut, mit Vorurteilen sowie der subjektiven Wahrnehmung des Zuschauers spielt. Es wird besonders deutlich - sofern man aufmerksam schaut - wie schnell man selbst ein Schubladendenken entwickelt basierend auf der Perspektive bestimmter Figuren und dies dann tatsächlich auch zu einem inneren Konflikt führt sobald man dann realisiert wie sehr man sich hat beeinflussen lassen durch die Meinung anderer. Insgesamt wirft die Serie auch viele Fragen auf bzgl Moral/Ethik sowie andere gesellschaftliche Konzepte und bietet ordentlich Stoff zum reflektieren, sofern man gewillt ist über diese Dinge nachzudenken.
1. Staffel: 7/10
2. Staffel: 8/10
Was mir auch gut gefallen hat: das klassische Serien-Schema-F wird hier nicht angewandt (imho). Die 2. Staffel beschäftigt sich mit den Konsequenzen diverser Entscheidungen aus der 1. Staffel und führt die Geschichte fort, schafft aber gleichzeitig neue Handlungsstränge mit interessanten Wendungen und neuen Situationen/Problemen. Die verschiedenen Erzählperspektiven geben dabei nach wie vor neue Einblicke bzgl diverser Aspekte, Charaktere ändern sich, neue Entwicklungen verursachen unerwartete Reaktionen. Insgesamt ist alles so irrational und emotional motiviert, dass es tatsächlich real wirkt, dabei aber trotzdem der Grundnatur der Charaktere treu bleibt. Sehr gut geschrieben mMn.
Die 3. Staffel hat etwas mau angefangen und hat sich in eine Richtung entwickelt die ich derzeit nicht sonderlich mag - eigentlich hatte ich nach S01E01 genau das erwartet, wurde dann aber 20 Folgen lang positiv überrascht. Aber ein paar Folgen stehen noch aus, mal schauen wie es sich noch so entwickelt; derzeit jedoch 3. Staffel nur: 6/10
tl;dr: hatte niedrige Erwartungshaltung, bisschen gekämpft beim Schauen, wurde positiv überrascht, 3. Staffel bisschen schlechter, generell viel Potential und sehr interessante Verarbeitung der Thematik, sehenswert aber nicht für Jedermann, Geduld mitbringen und nicht alles so eng sehen, dann ist es auch gute (aber keine seichte) Unterhaltung.