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MonsterLabos The Beast lockt mit einem großen Versprechen - der lüfter- und lautlosen Kühlung eines leistungsstarken ATX-Systems. Im Test konnte das teure Spezialgehäuse dieses Versprechen tatsächlich auch einlösen. Doch auf dem Weg zum stummen Gaming-PC warten durchaus einige Fallstricke. Der erste ist für viele Nutzer bereits der Preis. Auch wenn man für die 790 Euro sowohl Gehäuse als auch CPU- und GPU-Kühler erhält, gibt so mancher Nutzer so viel Geld sonst für einen kompletten PC aus. Allerdings ist The Beast eben auch ein speziell und mit hohem Aufwand entwickeltes Produkt für eine kleine Zielgruppe - und zudem auch eines, das mit beachtlichem Materialaufwand gefertigt wird. Gerade die massiven Aluminiumelemente an Front und Rückwand beeindrucken. Und die beiden riesigen Kühler für Prozessor und Grafikkarte stellen mit ihren Dimensionen selbst einen Noctua NH-P1 in den Schatten.
Sie sind ohnehin praktisch das Herz des Gehäuses. Die beiden 3-kg-Monster nehmen einen großen Teil des Innenvolumens ein und drücken Mainboard und Grafikkarte schon fast an die Seitenteile. Anders als in einem normalen System montiert man die Kühler nicht auf Prozessor oder Grafikkarte, sondern befestigt Grafikkarte und Prozessor inklusive Mainboard an den Kühlern. Dafür muss der Grafikkartenkühler aber erst demontiert und durch die passende EK-Kontaktplatte ersetzt werden. Das Mainboard wiederum hängt so nah vor dem Kühler, dass praktisch nur ein Erweiterungskartenslots mit dem mitgelieferten Riserkabel nutzbar ist. The Beast unterstützt zwar formal ATX-Mainboards, von den Erweiterunskartenslots, die gegenüber kleineren Mainboards zusätzlich geboten werden, hat man aber praktisch nichts. Dass der Kühler nah vor dem Mainboard sitzt, kann zudem auch zu Kompatibilitätsproblemen führen oder auch das Erreichen von Anschlüssen auf dem Mainboard erschweren.
Ist die Hardware schließlich fertig montiert, können zumindest die Seitenteile schnell und werkzeuglos befestigt werden. Das fertige System wirkt dann dezenter, als man bei Produktnamen und Preis erwarten könnte, mit dem Mix aus Alu und Glas (optional gibt es auch Aluminiumseitenteile) aber allemal hochwertig. Bei unserem Sample fiel allerdings ein kleiner Versatz zwischen Frontplatte und I/O-Panel auf und auch die Glasseitenteile könnten noch passgenauer sitzen. Das üppig bestückte I/O-Panel ist wiederum ein klarer Pluspunkt. Die beiden Status-LEDs sind bei diesem Gehäuse übrigens wichtiger als sonst: Beim lautlosen Testsystem haben wir öfter einen Blick auf sie geworfen, um zu prüfen, ob der PC gerade läuft.
Denn ein wirklich lautloser Betrieb ist mit The Beast tatsächlich möglich. Voraussetzung ist aber abgestimmte Hardware. So sollte man konsequenterweise bei Netzteil und Mainboard auch lüfterlose Modelle wählen. Für die Wahl von Prozessor und Grafikkarte sind die Limitierungen des Kühlsystems zu beachten. Alternativ kann man Hardware, die eigentlich zu hitzig ist, auch per Undervolting bzw. Taktabsenkung zähmen. Wer hierbei das Optimum herauskitzeln will, wird dafür aber auch einige Ausdauer mitbringen müssen. Das angegebene Limit von 400 W erscheint uns nach eigenen Versuchen mit dem von MonsterLabo gewählten Testsystem jedenfalls durchaus realistisch. Die Kombination aus AMD Ryzen 9 5950X und GeForce RTX 3080 Ti reizt die Möglichkeiten des Gehäuses schon stark aus, verdeutlich dabei aber auch durchaus eindrucksvoll das Potenzial des Gehäuses.
Eine wirkliche Alternative zu The Beast ist uns nicht bekannt. MonsterLabos eigenes The First ist als SFF-Lösung mit deutlich geringerer Kühlkapazität keine direkte Konkurrenz. Das gilt erst recht für Streacoms passiv gekühltes Mini-ITX-Modell DB4. Wer wirklich leistungsstarke Hardware lüfterlos kühlen will und weder Preis noch Montage- und Einrichtungsaufwand scheut, der erhält mit The Beast letztlich eine einzigartige Speziallösung. Damit verdient sich die Gehäuse-Kühler-Kombination auch unseren Technik-Award.
Positive Aspekte des MonsterLabo The Beast:
- lüfter- und lautlose Kühlung auch von leistungsstarken Prozessoren und Grafikkarten möglich (maximale Verlustleistung laut Hersteller: 400 W), damit unter optimalen Bedingungen völlig lautloses System
- Materialseinsatz (vor allem extrem dickwandiges Aluminium)
- bei Bedarf kann Kühlleistung durch vier 140-mm-Lüfter gesteigert werden
- üppig bestücktes I/O-Panel
- individuelle Wahlmöglichkeiten bei Vorbestellung (z.B. für Seitenteile und Lackierung)
- abgestimmtes PCI-16x-Gen4-Riserkabe inklusive
Negative Aspekte des MonsterLabo The Beast:
- sehr kostspielige Speziallösung
- formal zwar ATX-Gehäuse, praktisch aber nur ein Erweiterungskartenslot mit Riserkabel nutzbar, Anschlüsse/Tasten usw. auf Mainboardvorderseite nur eingeschränkt erreichbar
- ungewöhnliche und aufwendige Montage, bei der der Grafikkartenkühler entfernt werden muss
- klare Limits für die maximal handelbare Abwärme im Passivbetrieb, bei High-End-Hardware unter Umständen Undervolting/Taktreduzierung nötig
- kein Staubschutz (bei passiver Kühlung aber weniger relevant)