TEST

AMD Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G im Test

Die Lücke ist gestopft

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Während Notebook-Käufer sich bereits seit einigen Wochen von den Vorzügen der Zen-basierten Raven-Ridge-APUs überzeugen können, musste sich das Desktop-Lager noch gedulden. Nun aber heißt es auch hier: Intel erhält neue Konkurrenz. Und die könnte einen noch größeren Einfluss als die bisherigen Ryzen-Chips auf den großen Rivalen haben. Denn mit integrierter GPU richten sich Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G an all die, die einen günstigen Rechner für das Büro oder den heimischen Schreibtisch benötigen und deshalb bislang bei Intel zugreifen mussten. Ob die beiden neuen APUs wirklich eine Alternative sind, zeigt der Test.

Während unstrittig ist, dass Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G klar unterhalb der Summit-Ridge-CPUs positioniert werden, sieht es beim Vergleich mit Intel schwieriger aus. Orientiert man sich nur am Datenblatt, heißen die Konkurrenten aus dem Coffee-Lake-Lager teilweise Core i3, teilweise aber auch Core i5. Geht man einen Schritt zurück zur Kaby-Lake-Generation, wären eher Core i5 und Core i7 passende Gegenspieler. Glaubt man den jüngsten Gerüchten, dürfte der Ryzen 5 2400G auf den noch nicht bestätigten Core i5-8300H treffen.

Raven Ridge für den Sockel AM4

Technisch handelt es sich beim Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G um enge Verwandte der Raven-Ridge-APUs für Notebooks und somit auch auf dem Desktop um den Nachfolger der Bristol-Ridge-APUs, auf die wir schon im Test des Acer Swift 3 mit Ryzen 5 2500U näher eingegangen sind. AMD selbst spricht aufgrund von architektonischen Veränderungen gegenüber den Summit-Ridge-CPUs, die wir unter anderem im Test des Ryzen 7 1800X ausführlich beschrieben haben, von Zen 1.5.

Wichtig ist vor allem die Abkehr vom Modulkonzept. Stattdessen - und entsprechend der Zen-Basis - kommen wieder klassische Kerne zum Einsatz. Jeder Kern verfügt unter anderem über vier Integer-Einheiten mit 168 Registern, zwei FPUs sowie zwei Load/Store-Einheiten. Gefertigt werden die APUs im 14-nm-Verfahren. Bekannt sind zudem Techniken, die AMD unter dem Label SenseMI zusammenfasst. Dazu gehören unter anderem mit Precision Boost 2 die viel feingliederigere Taktung der CPU-Kerne, die umfassende Überwachung verschiedener Faktoren zur Steigerung der Effizienz (Pure Power) und das intelligente Vorausladen bestimmter Daten (Smart Prefatch).

Weiter ins Detail ist man in Bezug auf die Unterschiede zwischen Raven Ridge Mobile und Raven Ridge Desktop bislang nicht gegangen, einiges ist aber problemlos erkennbar. Offensichtlich sind hingegen einige Unterschiede zwischen Summit Ridge und Raven Ridge Desktop. So wurde der L3-Cache wurde verkleinert: Stehen bei Ryzen 3 grundsätzlich 8 MB zur Verfügung, sind es beim Ryzen 3 2200G nur noch 4 MB. Beim Ryzen 5 sind es je nach Modell 8 oder 16 MB, beim Ryzen 5 2400G hingegen ebenfalls nur 4 MB. Unangetastet bleibt hingegen der L2-Cache, zur Verfügung stehen 512 KB pro Kern.

Übersicht AMD-Raven-Ridge-APUs
ModellKerne/
Threads
Basis-/
Boost-Takt
L2L3GPU
Ryzen 5 2400G4/83,6/3,9 GHz2 MB4 MBVega 11
Ryzen 3 2200G4/43,5/3,7 GHz2 MB4 MBVega 8

Parallelen findet man hingegen bei der TDP, die bei beiden APUs 65 W beträgt, der Anzahl der Kerne und Threads sowie beim Sockel. Hier setzt Raven Ridge für Desktop-Systeme ebenfalls auf AM4. An anderer Stelle sind die APUs im Vorteil: Mit DDR4-2933 wird schnellerer RAM als bei Summit Ridge (DDR4-2666) unterstützt.

Der größte Unterschied zwischen beiden Familien ist aber das Vorhandensein einer integrierten Grafiklösung. AMD vertraut hier auf das Eigengewächs Vega, wie auch schon bei Raven Ridge für Notebooks.

Übersicht AMD-Raven-Ridge-GPUs
ModellCompute UnitsTaktShadereinheiten
Vega 881.100 MHz512
Vega 11111.250 MHz704

Den Einstieg in die Welt der Raven-Ridge-APUs für Desktop-Systeme markiert der Ryzen 3 2200G. Der bietet vier CPU-Kerne, muss aber ohne SMT auskommen - mehr als vier Threads können somit nicht parallel ausgeführt werden. Der L2-Cache beträgt 512 KB pro Kern, somit 2 MB insgesamt, der L3-Cache fasst 4 MB. Nominell taktet die APU mit 3,5 GHz, im Boost-Modus sollen bis zu 3,7 GHz erreicht werden. Die TDP beträgt 65 W, auf Wunsch kann diese auf bis zu 45 W gesenkt werden. Die GPU-Aufgaben übernimmt eine Vega 8 mit acht Compute Units, was in 512 Shadereinheiten mündet. Der GPU-Takt beträgt 1.100 MHz, einen dedizierten GPU-Speicher gibt es nicht.

Vorerst nur eine Stufe darüber rangiert der Ryzen 5 2400G. Hier stehen ebenfalls vier Kerne zur Verfügung, dank SMT beträgt die Anzahl der maximalen parallel laufenden Threads aber acht. Aber nicht nur das verspricht mehr CPU-Leistung, auch der leicht angehobene Takt dürfte sich bemerkbar machen. Nominell taktet die APU mit 3,6 GHz, im Boost-Modus mit bis zu 3,9 GHz. Schneller ist aber auch die GPU, bei der es sich um eine Vega 11 mit elf Compute Units handelt. Das ergibt 704 Shadereinheiten, den GPU-Takt gibt AMD mit 1.250 MHz an. Allerdings kann der Ryzen 5 2400G nicht auf eine höhere TDP zurückgreifen. Auch hier liegt das Limit bei 65 W, wahlweise ist ebenfalls eine Absenkung auf bis zu 45 W möglich.

Testsystem

Für den Test standen neben den neuen APUs, Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G, mit dem Gigabyte GA-AB350N-Gaming WIFI auch ein passendes ITX-Mainboard sowie 16 GB RAM vom Typ DDR4-3200 (CL14-14-14-34) zur Verfügung. Für die Energieversorgung zeichnete sich ein Seasonic Prime Ultra Titanium mit 750 W verantwortlich.

Als Basis diente Windows 10 Pro (Build 1709). Die von AMD zur Verfügung gestellte Software: Radeon-Software 17.7 sowie 17.4 für den Grafiktreiber und Version 1.2 des Ryzen Master.

Während alle Benchmarks sowie die Bedarfsermittlung unter Last mit aktiviertem Energiesparplan "Höchstleitung" durchgeführt wurden, kam beim Messen des Leerlaufbedarfs der Energiesparplan Ausbalanciert zum Einsatz. Das erlaubt einerseits das Aufzeigen der maximalen Leistung sowie des höchstmöglichen Energiebedarfs, andererseits wird eine unnötig hohe Hardware-Belastung im Leerlauf verhindert.

Der ermittelte Energiebedarf bezieht sich dabei auf das komplette System, Abweichungen werden explizit erwähnt.

Alle Test wurden sowohl mit dem von AMD genannten maximalen Speichertakt (DDR4-2933) als auch mit einem höheren (DDR4-3200) durchgeführt.

Da es sich um ein komplett neues Testsystem handelt, wurde auf einige der bisherigen Benchmarks und Vergleiche verzichtet.