Man muss Takt immer in Relation sehen. Speziell den zeitlichen Aspekt, da mit besserer Fertigung natürlich mehr Reserven freigesetzt werden können.
Der erste P4, Willamette, wurde bis auf 2 GHz getaktet. Damals hatte AMD mit dem K7 Thunderbird Taktfrequenzen von lediglich bis zu 1,4 GHz. Beides gefertigt in 180 nm.
Intel ging mit dem P4 dann bis auf 3,6-3,8 GHz hoch. Zu der Zeit hatte AMD CPUs mit bis zu 2,4 GHz.
Du siehst also, an den Relationen hat sich kaum etwas geändert. Netburst wurde im Endeffekt ~50% höher getaktet. Das Resultat des Hochfrequenzdesigns.
Der Punkt ist doch, wie eine Architektur ausgelegt ist und wie sie schlussendlich genutzt wird, sind zwei paar Schuhe...
Denn beim rein erreichten absoluten Takt spielen noch ganz andere Aspekte mit rein. Im Endeffekt ein wichtiger Grund ist auch die Leistung der Architektur sowie der Konkurenzdruck.
Wo beim P4 Release AMD die alten PIII Topmodelle schon eingeholt hatte und sich rausstellte, das der P4 in der aller ersten Form auch so in meinen Augen nicht ganz überzeugen könnte, musste man ja irgendwie an mehr Leistung kommen. Gemessen am geleisteten zusammen mit dem Kaufpreis der ganzen Platform (Stichwort Rambus Speicher) waren die S423er P4s nicht wirklich gut. Intel blieb also quasi gar nix anderes übrig, den Takt hoch zu treiben um konkurenzfähig zu sein.
AMD hingegen konnte sich quasi entspannt auf seine Athlon XP CPUs konzentrieren. Es war einfach aktuell nicht nötig den Takt hochzutreiben... Und im nachhinein betrachtet war die Entscheidung auch richtig, denn anfangs konnte AMD mit dem Athlon XP gut Konkurieren. In eigentlich allen Leistungsklassen.
Diese Vergleiche kann man direkt durch die ganze Produktpalette ziehen und wird immer feststellen, der der die schlechtere Leistung bringt, muss mit dem Takt hoch um was zu tun. Dann kommen immer in paar Monatsschritten höher getaktete Modelle. Zumindest sofern es mit der Produktion möglich ist. Ausnahmen sieht man nur, wenn quasi die neue Produktgeneration vor der Tür steht. Für AMD gab es keine Notwendigkeit die K7 CPUs noch höher zu prügeln. Luft wäre sicher noch einiges vorhanden, wie man anhand der XP-M Modelle gesehen hat, ich denke Taktraten von 2,4-2,6GHz wären durchaus im Bereich des machbaren. Intel war zu dem Zeitpunkt auch "nur" bei 3GHz.
Mit dem A64 musste Intel was tun -> Takt rauf... Denn vom A64 Release bis zum Core2 Release vergingen mal schlappe 3 Jahre.
Nach dem Core2 Release war AMD dann dran den Takt hochzutreiben. Was sie auch bis heute weiterhin tun, da bis jetzt nix an die Leistung der Intel CPUs rankommt.
Wobei man seit den A64 X2 und P-D CPUs noch die Möglichkeit nutzte mehr Leistung durch mehr Kerne zu erziehlen.
Für mich bleibt da nach wie vor unterm Strich, das nicht die Architektur selbst entscheidet, ob man auf hohe Frequenzen setzen muss oder nicht, sondern viel eher, wie der Konkurenzdruck ausschaut und wie gut die eigene Architektur im Vergleich zum Konkurenten geht.
Wenn man jetzt ein paar hätte wäre wenn Aufstellungen durchgeht, würde das wohl wie folgt aussehen:
- Wäre der Phenom und Phenom II schneller gewesen, so wäre Intel mit dem Core2 auch höher mit dem Takt gegangen. (vllt sogar höher als beim P4)
- Wäre der A64 nicht mitte 2003 gekommen, hätte AMD sicher mehr Takt an den K7 Modellen angelegt (Luft war wie gesagt ja noch vorhanden)
Und um den Kreis zu schließen.
- wird der BD sich gegen die Konkurenz in Sachen Effizienz und Leistung pro Takt gut behaupten können, wenn nicht gar fixer sein, muss man mit dem Takt nicht hoch. Wird dies hingegen nicht eintreten, so wird es auch hier wieder eine Stätige Taktsteigerung noch oben geben um möglist wenig Luft zur Konkurenz zu lassen.
Natürlich wird man sehen müssen, wie sich die Architektur bei kommenden Generation entwickelt. Die Basis wird sich deshalb trotzdem nicht grundlegend ändern.
Ich glaube kaum das Intel sich zur Entwicklungsphase von Netburst, wie sich AMD jetzt beim BD befindet, Modelle mit 3,8GHz geträumt hätte
Auch hat AMD sicher nicht beim K8 geglaubt, das man mal Modelle mit 3,2GHz sehen wird...
Der Markt entscheidet hier wohin der Weg geht... Die Architektur wohl eher nur untergeordnet, einfach aus dem Grund, man muss mit dem arbeiten, was man gerade hat. Oder man kann es sich leisten, auf die Nachfolgeprodukte zu warten.
Ein weiterer Aspekt bei der Diskusion ist die Leistungsaufnahme... Nicht aus Endkundensicht, sondern rein vom technischen. Man kann mit mehr Spannung auch mehr Takt erreichen, ohne selbst den Chip nur im Ansatz weiter zu optimieren. Wenn also gar nix geht, kann man durch simple Spannungserhöhung auch weiter die Taktschraube hochdrehen.