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Mehr als 15.000 Wörter, dutzende Benchmarks und Erläuterungen aller neuen Technologien haben wir auf den zurückliegenden Seiten für euch erstellt. Doch wie lautet das Fazit zur GeForce GTX 1080?
War es vor etwa einem Jahr AMD, die mit der Vorstellung der Radeon R9 Fury für Aufmerksamkeit sorgten, da mit dem High Bandwidth Memory und der Interposer-Technologie ein neues Zeitalter bei der Fertigung einleiteten, ist es in diesem Jahr NVIDIA, die wieder eine Vorreiterrolle übernehmen wollen. Bereits im März tat man dies mit der Ankündigung der Tesla P100 Beschleunigerkarte, die als erste "Grafikkarte" mit einer GPU in 16-nm-FinFET-Fertigung sowie HBM der 2. Generation auf sich aufmerksam machen konnte. Bislang verkauft NVIDIA diese Karte nicht am freien Markt und bestückt zunächst einmal einige Supercomputer sowie die DGX-1 mit acht dieser Tesla P100, aber dennoch zeigt NVIDIA damit, zu was man in Zusammenarbeit mit TSMC und Samsung aktuell in der Lage ist.
Für die GeForce GTX 1080 spielt HBM2 noch keine Rolle, wohl aber die Fertigung in 16 nm FinFET sowie die Verwendung der Pascal-Architektur. Nach Jahren des gefühlten Stillstandes (die Hersteller haben ihre Architektur natürlich auch bei 28 nm immer weiter auf Effizienz getrimmt), sorgt die 16-nm-Fertigung bei NVIDIA und die 14-nm-Fertigung bei AMD nun wieder für etwas Schwung. An Taktraten von 1.800 MHz unter Last werden wir uns nun gewöhnen müssen – eine Umstellung, die den meisten sicher nicht schwerfallen wird.
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Vieles konzentriert sich bei einer solchen Umstellung von Fertigung und Architektur darauf, wie groß der Vorsprung zum Vorgänger ist. Das Marketing von NVIDIA sieht hier natürlich gerne möglichst große Zahlen und Balken in den Diagrammen. Von einem Leistungsplus im Bereich von 50 Prozent und mehr haben wir uns aber schon lange verabschiedet. Die GeForce GTX 1080 ist hier aber dennoch ein positives Beispiel, da sowohl die neue Fertigung wie auch die neue Architektur dafür sorgen, dass wir ein ordentliches Plus in der Leistung sehen. So beträgt der Vorsprung der GeForce GTX 1080 zur GeForce GTX 980 Ti zwischen 5 und und 30 Prozent. Ausreißer in beide Richtungen führen zu einem Mittelwert von 20 bis 25 Prozent. Gerade die höheren Auflösungen profitieren dabei von der Leistung der GPU im Zusammenspiel mit dem 8 GB großen Speicher.
Vergleicht man die GeForce GTX 980 als echten Vorgänger der GeForce GTX 1080 (denn sicherlich wird es eine GeForce GTX 1080 Ti auf Basis der großen Ausbaustufe der Pascal-Architektur geben), so kommen wir auf ein Leistungsplus von 50 bis 70 Prozent und hier werden die Vorteile zu Gunsten der höheren Auflösungen sogar noch deutlicher. Der Vergleich zur Radeon R9 Fury X ist ebenso abhängig vom jeweiligen Benchmark, wie dies bei den bisher genannten Karten auch schon der Fall ist. Mal ist die Radeon R9 Fury X 10 Prozent langsamer und mal sind es sogar 50 Prozent. Hin und wieder kann sich die Karte sogar vor die GeForce GTX 1080 setzen. Mit den ersten Polaris-Karten im Sommer wird AMD sicherlich noch nicht gegen die GeForce GTX 1080 bestehen können. Dazu sieht AMD die Vega-GPUs vor, die aber erst gegen Ende des Jahres erscheinen werden – wenn sich die Gerüchte zu einer beschleunigten Einführung denn als falsch herausstellen sollten.
Das Leistungsplus ist aber nur eine Seite der Medaille. NVIDIA spricht auch von einer deutlich verbesserten Effizienz und diese stellt sich in unseren Tests durch einen geringeren Verbrauch von etwa 45 W im Vergleich zur GeForce GTX 980 Ti dar. In Kombination mit besagtem Leistungsplus ist dies mehr als positiv zu bewerten, zumal selbst der Vergleich zur GeForce GTX 980 nur einen Mehrverbrauch unter Last von 26 W sieht – auch hier sollte das Plus bei der Leistung mit einberechnet werden. So kommen wir zu dem Schluss, dass NVIDIA es geschafft hat, dank der neuen Fertigung und Architektur die Schraube für das Leistung/Watt-Verhältnis wieder in eine günstige Richtung zu drehen. Dies ist natürlich bei einer solchen Umstellung nicht unüblich, in der Kombination aus neuer Fertigung und Architektur in dieser Form auch wünschenswert, bei einem reinen Architekturwechsel, wie wir ihn in den vergangenen Jahren gesehen haben, aber sicherlich nicht möglich und damit ein echter Fortschritt.
Noch ein paar Worte zum Kühler der Karte: NVIDIA verwendet für die Founders Edition der GeForce GTX 1080 einen leicht überarbeiteten Referenzkühler. Während die GeForce GTX 980 noch auf eine Vapor-Chamber verzichten musste und diese erst mit der GeForce GTX Titan X und GeForce GTX 980 Ti ihren Weg in den Referenzkühler fand, verbaut NVIDIA diese erneut bei der GeForce GTX 1080. Dies sorgt sicherlich auch dafür, dass uns die Karte mit relativ entspannten Lautstärke-Werten überraschen kann. Selten war eine Referenzkarte leiser als die GeForce GTX 1080. Ein Abschalten des Lüfters im Idle-Betrieb wäre sicherlich noch ein wünschenswerter Schritt, den NVIDIA aber bei der GeForce GTX 1080 offenbar nicht gehen wollte.
Bei den Temperaturen zeigt sich ein für NVIDIA typisches Bild, denn die GPU-Temperatur arbeitet nach kurzer Zeit an der Zieltemperatur von 83 °C womit das Limit für den Boost-Mechanismus erreicht ist. Dennoch erreicht die Karte einen Boost-Takt von 1.825 MHz unter Dauerlast und ist damit schneller als die Mindestvorgabe von NVIDIA für den Boost-Takt. Die ersten Custom-Modelle mit modifiziertem Kühler werden sicherlich etwas darunter liegen, wenngleich der Boost-Takt dadurch nicht maßgeblich ansteigen wird, da ab einem Takt von 1.865 MHz unser Sample von der maximalen Spannung limitiert wurde. Hier werden wir einfach abwarten müssen, welche werksseitigen Änderungen die Boardpartner von NVIDIA vornehmen werden.
Wer sich für den Kauf einer GeForce GTX 1080 entscheidet, wird sich um die Display-Ausgänge auf absehbare Zeit keine Gedanken mehr machen müssen. Mit der fehlenden Implementation von HDMI 2.0 hat sich AMD bei den Fiji-Karten keinen Gefallen hat. Einige Monate später hat man darauf reagiert und kündigte für die Polaris-Karten bereits die Unterstützung von HDMI 2.0 und DisplayPort 1.3 an. NVIDIA geht diesen Schritt nun in der Praxis und stattet die Pascal-Karten mit HDMI 2.0b und DisplayPort 1.3/1.4 aus. Damit sind nicht nur die zukünftig absehbaren Auflösungen abgedeckt, sondern auch die höchsten aktuell verfügbaren Bildwiederholungsraten bei diesen Auflösungen sowie die Darstellung in HDR, die aber erst im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen wird.
GPU Boost 3.0 ist eine neue Technologie oder besser gesagt ein neuer Mechanismus für die Taktvorgabe, dem wir großen Potenzial zurechnen wollen. Auch hier konnte AMD mit den Fiji-GPUs und dem recht beschränkten Overclocking-Potenzial nicht wirklich überzeugen. Die GP104-GPU der GeForce GTX 1080 erreicht aus dem Stand heraus einen Takt von 2.000 MHz und mehr. Unter Zuhilfenahme einer Wasserkühlung sollen sogar 2,5 GHz problemlos möglich sein. Was eine solche Karte mithilfe einer Flüssigstickstoffkühlung zu leisten im Stande ist, lässt sich kaum abschätzen. Aber selbst für den "normalen" Overclocker bietet die Karte einen ausreichenden Spielraum für ein paar Experimente.
Ein Punkt, der bei den Käufern immer wieder eine wichtigen Rolle spielt, ist das Spulenfiepen. Unser Sample der GeForce GTX 1080 zeigte in dieser Hinsicht in den normalen Framebereichen zwischen 40 und 120 FPS keinerlei Auffälligkeiten. Sobald die Karte aber im ein oder anderen Spielemenü bei 600 FPS unter Last renderte, war ein Spulenfiepen deutlich wahrzunehmen. Ob dies nun unserem Sample geschuldet ist oder die meisten Karten dies aufweisen, wird sich erst mit dem Verkaufsstart am 27. Mai zeigen können.
Kommen wir nun zum finalen Punkt des Fazits und das ist der Preis. NVIDIA nennt eine unverbindliche Preisempfehlung von 789 Euro für die GeForce GTX 1080. Damit ist sie gut 170 Euro teurer, als die aktuell günstigste GeForce GTX 980 Ti. Sicherlich spielt beim Preis auch die derzeitige Euro-Umrechnung eine Rolle, mit 789 Euro haben wir aber sicherlich bei einer Vorgabe von 699 US-Dollar plus Steuern nicht gerechnet. Ob diese 789 Euro gut investiert sind, hängt sicherlich auch davon ab, von welcher Karte man auf die GeForce GTX 1080 wechseln möchte. Die Bereitschaft fast 800 Euro auszugeben ist bei vielen aber in jedem Fall vorhanden.
Alternativen? Alternativen zur GeForce GTX 1080 gibt es derzeit nicht. Keine Karte ist derzeit so schnell wie das neue Flaggschiff von NVIDIA. Hinsichtlich der Preis/Leistung gibt es diese Alternativen aber sicherlich. Gerade die GeForce GTX 980 Ti dürfte sich dahingehend in nächster Zeit empfehlen.
Positive Aspekte der NVIDIA GeForce GTX 1080:
- derzeit schnellste Single-GPU-Grafikkarte
- 8 GB GDDR5X
- GPU Boost 3.0 mit neuen Optionen
- leise im Idle- und Lastbetrieb
- reduzierte Leistungsaufnahme bei gestiegener Leistung
- HDMI 2.0b und DisplayPort 1.3/1.4
- hohes Overclocking-Potenzial
Negative Aspekte der NVIDIA GeForce GTX 1080:
- hoher Preis
- arbeitet schnell am Temperatur-Limit
Die neue Fertigung und Architektur gehen mit einem Leistungsplus bei gleichzeitiger Reduzierung der Leistungsaufnahme einher. Dies macht die GeForce GTX 1080 zur aktuell schnellsten Single-GPU-Grafikkarte. Hinzu kommen ein Speicherausbau von 8 GB, ein neuer Boost-Mechanismus mit viel Overclocking-Spielraum, ein guter Kühler (im Hinblick auf die Lautstärke) und die neuesten Display-Ausgänge. Auf der negativen Seiten stehen dem eigentlich nur der hohe Preis sowie das Erreichen der Temperatur-Limits gegenüber. Daher kommen wir auch nicht umher der GeForce GTX 1080 Founders Edition von NVIDIA den "Hardwareluxx Excellent Hardware"-Award zu verleihen.
Persönliche Meinung
Das Warten hat ein Ende! Nach Monaten des Stillstandes bewegt sich am Grafikkarten-Markt nun wieder etwas und mit der Perspektive auf die Neuvorstellungen seitens AMD steht uns ein heißer Sommer bevor. NVIDIA hat mich mit dem, was und vor allem wann es vorstellt etwas überrascht. Bereits die GPU Technologie Conference war in dieser Hinsicht eine kleine Überraschung. Zwar habe ich damit gerechnet, dass NVIDIA über neue GPU-Beschleuniger sprechen wird, in der Ausführlichkeit der Tesla P100 bzw. GP100-GPU habe ich dies aber nicht erwartet. Einige Wochen danach nun die GeForce GTX 1080, die sich zwar nicht den HBM2 zu Nutze macht, wohl aber die Pascal-Architektur und die Fertigung in 16 nm FinFET. Mit derart vielen Neuerungen geht das auch das Schreiben viel leichter von der Hand. Die letzten 16.500 Wörter sind dafür Beweis genug. (Andreas Schilling)