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Gerücht Nr. 1 : Der empfindliche Sockel
Deutlich haben wir in der Vorstellung des Chipsatzes und diversen News darauf hingewiesen, dass man sich beim Sockel 775 deutlich mehr Zeit lassen sollte, den Einbau des Prozessors vorzunehmen. Die Pins sitzen nun im Sockel selber, sind sehr empfindlich und können schnell verbiegen. Auf der Cebit hatten wir schon Boards gesehen, die einen völlig zerstörten Sockel hatten, weil die Verlockung schon sehr groß ist, die Mini-Beinchen einmal anzufassen. Es sollte jedoch klar sein : Wer das tut, darf ein neues Board kaufen.
Etwas entschärfen können wir jedoch die Diskussion um die Haltbarkeit des Sockels. Wir haben beispielsweise beim ASUS P5AD2 Premium den Prozessor über 20x im laufenden Test ein- und ausgebaut, da immer wieder neue Bios-Versionen kamen und wir das Mainboard noch einmal nachgetestet haben. Der Sockel sieht nach diesen 20 Wechseln noch genauso gut aus wie nach dem ersten Öffnen der Sockelabdeckung. Auch der Prozessor, der aufgrund der sieben Motherboard-Tests bereits knapp 50 bis 60 Sockelwechsel erlebt hat, ist noch vollkommen intakt. Wer also sorgsam mit dem Prozessor und seinem Motherboard-Sockel umgeht, der braucht hier nichts zu befürchten.
Besondere Einbausysteme, wie sie MSI den Motherboards beilegt, sind sicherlich auch nicht schlecht, allerdings geht es auch ohne : Die CPU richtig herum bereitlegen, den Sockelheben umlegen, den Sockel aufklappen, CPU vorsichtig in der richtigen Richtung einlegen, Sockelabdeckung schließen, Hebel anschließend umlegen.
Gerücht Nr. 2 : Die Overclocking-Sperre
Im Internet existieren die wildesten Gerüchte bezüglich einer Overclocking-Sperre bei den Chipsätzen. Richtig ist, dass das Overclocking nicht mit jedem Motherboard gelingt - einige steigen bei 10 - 20% Übertaktung schon aus, was für einen Prescott recht wenig ist. In unseren Tests konnten wir dies auch beobachten - die Motherboards von MSI und Shuttle konnten trotz vorhandener Optionen nicht wirklich hoch übertaktet werden. Intel bietet sowieso nur Optionen bis +4% an, nur Abit und ASUS konnten in höhere Taktsphären kommen.
Woran liegts ? Albatron vermeldete vor kurzer Zeit in einer Pressemitteiung, "man habe die Overclocking-Sperre beseitigt". Schuld wäre eine zu niedrige Chipsatz-Spannung und die haben man beseitigt. Albatron-Motherboards würden nun hervorragend übertakten. Nach unseren Informationen liegt das Problem jedoch nicht bei der Spannung. Diese läßt sich auch bei vielen Motherboards manuell justieren - in unseren Tests ohne Erheblichkeit für das Taktergebnis. Auch wir hatten Anfangs beispielsweise Probleme beim ASUS P5AD2 Premium - hier schien ab einem gewissen Takt unsere PCI-Express-Grafikkarte Probleme zu machen, bei ca. 225 Mhz war das System zwar stabil, aber es schien, als würde die Grafikkarte "abstürzen" und immer neu initialisiert werden. Mit einem Bios-Update war das dann schließlich behoben...
Unseren Informationen zu Folge liegt die schlechte Übertaktbarkeit an folgendem :
Intel führte zunächst das B0-Stepping ein, mit dem Overclocking möglich war. Auf Basis des B0-Steppings realisierten die Hersteller ihre PCB-Layouts und entwickelten ihre Boards. Das folgende B1-Stepping wird nun aber bei allen Motherboards verwendet, es ist das ausgelieferte Retail-Stepping. Die entsprechenden Chipsatz-Dokumente legt Intel aber nicht mehr offen, um den Herstellern die Integration der Instrumente für die Manipulation von Taktfrequenzen zu erschwehren - so war dies zumindest aus dem Munde eines Mainboardherstellers zu hören. Aus diesem Grund erscheint es logisch, das einige Hersteller hier ganz besondere R&D-Anstrengungen vornehmen müssen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Für ASUS und Abit ist der Ruf des Herstellers, welcher Overclocking möglich macht, ganz besonders wichtig - also scheint man mit großen Anstrengungen als erster hinter die Geheimnisse gekommen zu sein, wie das B1-Stepping bestmöglich integriert wird.
Schwierig ist dies vor allen Dingen deshalb, weil drei Dinge das Overclocking erschweren :
- Die PCI-Express-Frequenz verändert sich mit dem Bustakt. Bislang ist es keinem Hersteller gelungen, ein "PCI-Express-Fix" einzubauen, also die PCI-Express-Frequenz auf 100 Mhz festzunageln. Je nach PCI-Express-Karte kann man also annehmen, das ein etwas höherer oder niedrigerer FSB noch stabil läuft. Aus diesem Grund stieg auch zunächst unser ASUS P5AD2 Premium beim Overclocking aus. Abit übergeht die Sperre beispielsweise mit dem Trick, zunächst beim Boot festzustellen, welche PCI-Express-Frequenz bei dem aktuellen FSB noch stabil ist und dann eine niedrigere Frequenz festzusetzen.
- Der FSB beeinflusst auch die Taktung des North/Southbridge-Links. Dieses neue Hub-Interface ist mit 2 GB/s schon sehr schnell - und dementsprechend empfindlich gegen Übertaktungen. Auch hier gibt es noch keinen "Lock", aber hier hat Albatron den Erfolg einer höheren Voltage festgestellt. Dies war auch in unseren Tests zumindest nachzuvollziehen, aber nicht zu bestätigen.
- Damit zusammen hängt der von uns festgestellte Serial-ATA-Fehler ab 260 Mhz. Serial ATA muß auf 100 Mhz getaktet werden, um tatsächlich problemlos zu funktionieren. Das scheint bei unseren Motherboards bei knapp 250 bis 260 Mhz ein Problem zu werden, darunter haben sich die Hersteller wohl schon etwas einfallen lassen. ASUS scheint hier den North-Southbridge-Link manipulieren zu wollen, um einen höheren FSB zu erreichen. Das "wie" konnten wir bislang nicht heraus finden.
Zumindest Abit hat aber wohl an anderer Stelle "vergessen" zu optimieren - denn bei dem Übergang von B0 auf B1 werden auch Bios-Änderungen notwendig, damit die PCI-Express-Performance nicht einbricht. Wenn die Last ganz besonders groß ist (wie später in SpecViewPerf zu sehen) geht die Leistung der Abit-Boards (und auch vom Shuttle SB81P) zurück. MSI hingegen kann wie Intel und ASUS mitgehen - hier ist also dieser kleine Bug im Bios schon beseitigt, aber am Overclocking muß man noch feilen.
Das zeigt aber nur, dass die Entwicklung der Sockel 775-Motherboards noch am Anfang steht. Eventuell können die Hersteller schon mit einfachen Bios-Updates neue Overclocking-Möglichkeiten freischalten - dafür muß es nicht gleich eine neue Mainboard-Revision sein. Wir sind also gespannt, wie sich dies in Zukunft entwickelt - von einer "Overclocking-Sperre" zu reden, halten wir aber für übertrieben, da hier schon einige Hersteller Wege gefunden haben, die neuen Motherboards mit höheren Taktfrequenzen laufen zu lassen.
Gerücht Nr. 3 : DDR2 ist langsamer als DDR
Auch diesem Punkt können wir in diesem Review zu Leibe rücken. Wie man später in den Benchmarks sehen wird, ist DDR2 nur dann langsamer als DDR, wenn man DDR-400 mit 2-2-2-5 betreibt und DDR2-533 mit 4-4-4-12 und dann auch noch Benchmarks betrachtet, die extrem latenzabhängig sind. Dann stellt man jedoch auch die Vorzüge von DDR-400 klar heraus - kein Wunder, dass DDR2 dann schlecht aussieht.
Die meisten Performance-Boards haben in Verbindung mit DDR-400 schnelle Timings (2-2-2-5 oder 2-2-3-6) zugelassen. Von der JEDEC spezifiziert war jedoch nur 2,5-3-3-6. Alles, was leistungsmäßig überhalb dieser Latenzzeiten liegt, ist praktisch "Overclocking" der eigentlichen Speichervorgabe. Aus diesem Grund sollte man entweder DDR-400 mit 2-2-2-5 und DDR2-533 mit 3-3-3-8 vergleichen oder DDR-400 mit JEDEC-Vorgaben betreiben und die JEDEC-Vorgaben für DDR2-533 verwenden.
Wenn man nun DDR-400 mit 2-2-2-5-Timings und DDR2-533 mit 3-3-3-8-Timings vergleicht, sieht DDR2 gar nicht schlecht aus. Hinzu kommt, das Intel zwar den Speichertakt angehoben hat, aber den Bustakt weiterhin bei FSB800 beläßt - während DDR-400 also die komplette Bandbreite zur CPU nutzen kann, sieht man bei DDR2-533 eine Limitation vom Chipsatz zur CPU. Dieses Nadelöhr läßt DDR2-533 zusätzlich schlecht aussehen - wenn man synchron den Bustakt anhebt, sieht dies schon ganz anders aus.
Im Moment ist DDR2-533 dann schneller, wenn es um Bandbreiten geht. Dann hat der neue Speicher die Nase vorne. Bei Latenzzeiten-empfindlichen Anwendungen nimmt sich bei unseren Vergleich der neue und alte Speicherstandard nicht viel.
Gerücht Nr. 4 : Produktionsfehler im Chipsatz
Zunächst einmal die gute Nachricht : Alle hier im Test befindlichen Boards sind ohne Fehler. MSI musste zwar als einzige Firma Mainboards offen zurückrufen, aber auch das 915P Neo2 Platinum erreichte uns in einer neuen, bereinigten Version. Das Problem, welches bei der Produktion der ICH6-Souhtbridge bestand, wurde von Intel schnell behoben - es war im Endeffekt nur ein Fehler im Produktionsprozess und keine Design-Frage und somit ein Bug im Silizium. Es handelte sich um eine nicht entfernte Folie, die im Extremfall Abstürze verursachte, wie uns Intel bestätigte. Um die Stabilität muß man sich jedoch nun keine Sorgen mehr machen - alles läuft bei den Chipsätzen planmäßig, trotz neuer Technologien wie PCI-Express und DDR2.
Auf der nächsten Seite beginnen wir nun mit den Motherboard-Tests - ASUS ist mit dem P5AD2 Premium vertreten :